psalmen

 

 

 

 

PSALMEN
51 - 100

 

 

 

Psalm 1 - 50 Pfeil links Psalm 101 - 150 Pfeil links

Psalm 51

Bitte um Vergebung und Neuschaffung

1 [Für den Chormeister. Ein Psalm Davids,

2 als der Prophet Natan zu ihm kam, nachdem sich David mit Batseba vergangen hatte.]

3 Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, / tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen!

4 Wasch meine Schuld von mir ab / und mach mich rein von meiner Sünde!

5 Denn ich erkenne meine bösen Taten, / meine Sünde steht mir immer vor Augen.

6 Gegen dich allein habe ich gesündigt, / ich habe getan, was dir missfällt. So behältst du recht mit deinem Urteil, / rein stehst du da als Richter.

7 Denn ich bin in Schuld geboren; / in Sünde hat mich meine Mutter empfangen.

8 Lauterer Sinn im Verborgenen gefällt dir, / im Geheimen lehrst du mich Weisheit.

9 Entsündige mich mit Ysop, dann werde ich rein; / wasche mich, dann werde ich weißer als Schnee.

10 Sättige mich mit Entzücken und Freude! / Jubeln sollen die Glieder, die du zerschlagen hast.

11 Verbirg dein Gesicht vor meinen Sünden, / tilge all meine Frevel!

12 Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz / und gib mir einen neuen, beständigen Geist!

13 Verwirf mich nicht von deinem Angesicht / und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir!

14 Mach mich wieder froh mit deinem Heil / mit einem willigen Geist rüste mich aus!

15 Dann lehre ich Abtrünnige deine Wege / und die Sünder kehren um zu dir.

16 Befrei mich von Blutschuld, Herr, du Gott meines Heiles, / dann wird meine Zunge jubeln über deine Gerechtigkeit.

17 Herr, öffne mir die Lippen / und mein Mund wird deinen Ruhm verkünden.

18 Schlachtopfer willst du nicht, ich würde sie dir geben; / an Brandopfern hast du kein Gefallen.

19 Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerknirschter Geist, / ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verschmähen.

20 In deiner Huld tu Gutes an Zion; / bau die Mauern Jerusalems wieder auf!

21 Dann hast du Freude an rechten Opfern, / an Brandopfern und Ganzopfern, / dann opfert man Stiere auf deinem Altar.

Psalm 52

Die Überheblichkeit des Bösen - das Vertrauen des Frommen

1 [Für den Chormeister. Ein Weisheitslied Davids,

2 als der Edomiter Doëg zu Saul kam und ihm meldete: David ist in das Haus des Ahimelech gegangen.]

3 Was rühmst du dich deiner Bosheit, du Mann der Gewalt, / was prahlst du allzeit vor dem Frommen?

4 Du Ränkeschmied, du planst Verderben; / deine Zunge gleicht einem scharfen Messer.

5 Du liebst das Böse mehr als das Gute / und Lüge mehr als wahrhaftige Rede. [Sela]

6 Du liebst lauter verderbliche Worte, / du tückische Zunge.

7 Darum wird Gott dich verderben für immer, / dich packen und herausreißen aus deinem Zelt, / dich entwurzeln aus dem Land der Lebenden. [Sela]

8 Gerechte werden es sehen und sich fürchten; / sie werden über ihn lachen und sagen:

9 «Seht, das ist der Mann, / der nicht zu Gott seine Zuflucht nahm; auf seinen großen Reichtum hat er sich verlassen / und auf seinen Frevel gebaut.»

10 Ich aber bin im Haus Gottes wie ein grünender Ölbaum; / auf Gottes Huld vertraue ich immer und ewig.

11 Ich danke dir, Herr, in Ewigkeit; / denn du hast das alles vollbracht. Ich hoffe auf deinen Namen im Kreis der Frommen; / denn du bist gütig.

Psalm 53

Die Torheit der Gottesleugner

1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Krankheit». Ein Weisheitslied Davids.]

2 Die Toren sagen in ihrem Herzen: / «Es gibt keinen Gott.» / Sie handeln verwerflich und schnöde; / da ist keiner, der Gutes tut.

3 Gott blickt vom Himmel herab auf die Menschen, / ob noch ein Verständiger da ist, der Gott sucht.

4 Alle sind sie abtrünnig und verdorben, / keiner tut Gutes, auch nicht ein Einziger.

5 Haben denn die Übeltäter keine Einsicht? / Sie verschlingen mein Volk. Sie essen Gottes Brot, / doch seinen Namen rufen sie nicht an.

6 Es trifft sie Furcht und Schrecken, / obwohl doch nichts zu fürchten ist. Deinen Bedrängern hat Gott die Glieder zerschlagen. / Gott lässt sie scheitern, denn er hat sie verworfen.

7 Ach käme doch vom Zion Hilfe für Israel! / Wenn Gott einst das Geschick seines Volkes wendet, / dann jubelt Jakob, dann freut sich Israel.

Psalm 54

Hilferuf eines Bedrängten

1 [Für den Chormeister. Mit Saitenspiel. Ein Weisheitslied Davids,

2 als die Sifiter kamen und Saul meldeten: David hält sich bei uns verborgen.]

3 Hilf mir, Gott, durch deinen Namen, / verschaff mir Recht mit deiner Kraft!

4 Gott, höre mein Flehen, / vernimm die Worte meines Mundes!

5 Denn es erheben sich gegen mich stolze Menschen, / freche Leute trachten mir nach dem Leben; / sie haben Gott nicht vor Augen. [Sela]

6 Doch Gott ist mein Helfer, / der Herr beschützt mein Leben.

7 Auf meine Gegner falle das Unheil zurück. / Weil du treu bist, vernichte sie!

8 Freudig bringe ich dir dann mein Opfer dar / und lobe deinen Namen, Herr; denn du bist gütig.

9 Der Herr hat mich herausgerissen aus all meiner Not / und mein Auge kann auf meine Feinde herabsehn.

Psalm 55

Klage und Vertrauen eines Alleingelassenen

1 [Für den Chormeister. Mit Saitenspiel. Ein Weisheitslied Davids.]

2 Vernimm, o Gott, mein Beten; / verbirg dich nicht vor meinem Flehen!

3 Achte auf mich und erhöre mich! / Unstet schweife ich umher und klage.

4 Das Geschrei der Feinde macht mich verstört; / mir ist angst, weil mich die Frevler bedrängen. Sie überhäufen mich mit Unheil / und befehden mich voller Grimm.

5 Mir bebt das Herz in der Brust; / mich überfielen die Schrecken des Todes.

6 Furcht und Zittern erfassten mich; / ich schauderte vor Entsetzen.

7 Da dachte ich: «Hätte ich doch Flügel wie eine Taube, / dann flöge ich davon und käme zur Ruhe.»

8 Weit fort möchte ich fliehen, / die Nacht verbringen in der Wüste. [Sela]

9 An einen sicheren Ort möchte ich eilen / vor dem Wetter, vor dem tobenden Sturm.

10 Entzweie sie, Herr, verwirr ihre Sprache! / Denn in der Stadt sehe ich Gewalttat und Hader.

11 Auf ihren Mauern umschleicht man sie bei Tag und bei Nacht; / sie ist voll Unheil und Mühsal.

12 In ihr herrscht Verderben; / Betrug und Unterdrückung weichen nicht von ihren Märkten.

13 Denn nicht mein Feind beschimpft mich, / das würde ich ertragen; nicht ein Mann, der mich hasst, tritt frech gegen mich auf, / vor ihm könnte ich mich verbergen.

14 Nein, du bist es, ein Mensch aus meiner Umgebung, / mein Freund, mein Vertrauter,

15 mit dem ich, in Freundschaft verbunden, / zum Haus Gottes gepilgert bin inmitten der Menge.

16 Der Tod soll sie überfallen, / lebend sollen sie hinabfahren ins Totenreich. / Denn ihre Häuser und Herzen sind voller Bosheit.

17 Ich aber, zu Gott will ich rufen, / der Herr wird mir helfen.

18 Am Abend, am Morgen, am Mittag seufze ich und stöhne; / er hört mein Klagen.

19 Er befreit mich, bringt mein Leben in Sicherheit / vor denen, die gegen mich kämpfen, / wenn es auch viele sind, die gegen mich angehen.

20 Gott hört mich und beugt sie nieder, / er, der als König thront seit Ewigkeit. [Sela] Denn sie kehren nicht um / und fürchten Gott nicht.

21 Der Feind legt Hand an Gottes Freunde, / er entweiht Gottes Bund.

22 Glatt wie Butter sind seine Reden, / doch in seinem Herzen sinnt er auf Streit; seine Worte sind linder als Öl / und sind doch gezückte Schwerter.

23 Wirf deine Sorge auf den Herrn, er hält dich aufrecht! / Er lässt den Gerechten niemals wanken.

24 Du aber, Gott, wirst sie hinabstürzen in die tiefste Grube. / Gewalttätige und Betrüger erreichen nicht die Mitte ihres Lebens. / Ich aber setze mein Vertrauen auf dich.

Psalm 56

Das Vertrauensbekenntnis eines Angefeindeten

1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Stumme Taube der Ferne». Ein Lied Davids. Aus der Zeit, als die Philister ihn in Gat ergriffen.]

2 Sei mir gnädig, Gott, denn Menschen stellen mir nach; / meine Feinde bedrängen mich Tag für Tag.

3 Täglich stellen meine Gegner mir nach; / ja, es sind viele, die mich voll Hochmut bekämpfen.

4 An dem Tag, da ich mich fürchten muss, / setze ich auf dich mein Vertrauen.

5 Ich preise Gottes Wort. / Ich vertraue auf Gott und fürchte mich nicht. / Was können Menschen mir antun?

6 Sie verdrehen meine Worte den ganzen Tag; / auf mein Verderben geht ihr ganzes Sinnen.

7 Sie lauern und spähen und beobachten genau meine Schritte; / denn sie trachten mir nach dem Leben.

8 Sie haben gefrevelt; es gibt für sie kein Entrinnen. / In deinem Zorn, o Gott, wirf die Völker zu Boden!

9 Mein Elend ist aufgezeichnet bei dir. / Sammle meine Tränen in einem Krug, / zeichne sie auf in deinem Buch!

10 Dann weichen die Feinde zurück an dem Tag, da ich rufe. / Ich habe erkannt: Mir steht Gott zur Seite.

11 Ich preise Gottes Wort, / ich preise das Wort des Herrn.

12 Ich vertraue auf Gott und fürchte mich nicht. / Was können Menschen mir antun?

13 Ich schulde dir die Erfüllung meiner Gelübde, o Gott; / ich will dir Dankopfer weihen.

14 Denn du hast mein Leben dem Tod entrissen, / meine Füße bewahrt vor dem Fall. So gehe ich vor Gott meinen Weg / im Licht der Lebenden.

Psalm 57

Geborgenheit im Schutz Gottes

1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Zerstöre nicht!». Ein Lied Davids, als er vor Saul in die Höhle floh.]

2 Sei mir gnädig, o Gott, sei mir gnädig; / denn ich flüchte mich zu dir. Im Schatten deiner Flügel finde ich Zuflucht, / bis das Unheil vorübergeht.

3 Ich rufe zu Gott, dem Höchsten, / zu Gott, der mir beisteht.

4 Er sende mir Hilfe vom Himmel; / meine Feinde schmähen mich. [Sela] / Gott sende seine Huld und Treue.

5 Ich muss mich mitten unter Löwen lagern, / die gierig auf Menschen sind. Ihre Zähne sind Spieße und Pfeile, / ein scharfes Schwert ihre Zunge.

6 Erheb dich über die Himmel, o Gott! / Deine Herrlichkeit erscheine über der ganzen Erde.

7 Sie haben meinen Schritten ein Netz gelegt / und meine Seele gebeugt. Sie haben mir eine Grube gegraben; / doch fielen sie selbst hinein. [Sela]

8 Mein Herz ist bereit, o Gott, / mein Herz ist bereit, / ich will dir singen und spielen.

9 Wach auf, meine Seele! / Wacht auf, Harfe und Saitenspiel! / Ich will das Morgenrot wecken.

10 Ich will dich vor den Völkern preisen, Herr, / dir vor den Nationen lobsingen.

11 Denn deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, / deine Treue, so weit die Wolken ziehn.

12 Erheb dich über die Himmel, o Gott; / deine Herrlichkeit erscheine über der ganzen Erde.

Psalm 58

Gott, der gerechte Richter

1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Zerstöre nicht!». Ein Lied Davids.]

2 Sprecht ihr wirklich Recht, ihr Mächtigen? / Richtet ihr die Menschen gerecht?

3 Nein, ihr schaltet im Land nach Willkür, / euer Herz ist voll Bosheit; / eure Hände bahnen dem Unrecht den Weg.

4 Vom Mutterschoß an sind die Frevler treulos, / von Geburt an irren sie vom Weg ab und lügen.

5 Ihr Gift ist wie das Gift der Schlange, / wie das Gift der tauben Natter, die ihr Ohr verschließt,

6 die nicht auf die Stimme des Beschwörers hört, / der sich auf Zaubersprüche versteht.

7 O Gott, zerbrich ihnen die Zähne im Mund! / Zerschlage, Herr, das Gebiss der Löwen!

8 Sie sollen vergehen wie verrinnendes Wasser, / wie Gras, das verwelkt auf dem Weg,

9 wie die Schnecke, die sich auflöst in Schleim; / wie eine Fehlgeburt sollen sie die Sonne nicht schauen.

10 Ehe eure Töpfe das Feuer des Dornstrauchs spüren, / fege Gott die Feinde hinweg, ob frisch, ob verdorrt.

11 Wenn er die Vergeltung sieht, freut sich der Gerechte; / er badet seine Füße im Blut des Frevlers.

12 Dann sagen die Menschen: «Der Gerechte erhält seinen Lohn; / es gibt einen Gott, der auf Erden Gericht hält.»

Psalm 59

Klage und Zuversicht eines Verfolgten

1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Zerstöre nicht!». Ein Lied Davids, als Saul hinschickte und man das Haus bewachte, um ihn zu töten.]

2 Entreiß mich den Feinden, mein Gott, / beschütze mich vor meinen Gegnern!

3 Entreiß mich denen, die Unrecht tun, / rette mich vor den Mördern!

4 Sieh her: Sie lauern mir auf, / Mächtige stellen mir nach. Ich aber habe keinen Frevel begangen und keine Sünde; /

5 Herr, ich bin ohne Schuld. Sie stürmen vor und stellen sich auf. / Wach auf, komm mir entgegen, sieh her!

6 Herr, du Gott der Heerscharen, Gott Israels, / werde wach, suche alle Völker heim! / Sei keinem treulosen Frevler gnädig! [Sela]

7 Abend für Abend kommen sie wieder, / sie kläffen wie Hunde, durchstreifen die Stadt.

8 Ja, sie geifern mit ihrem Maul. / Die Schwerter zwischen ihren Lippen, wer nimmt sie wahr?

9 Du aber, Herr, verlachst sie; / du spottest über alle Völker.

10 Meine Stärke, an dich will ich mich halten, / denn du, Gott, bist meine Burg.

11 Mein huldreicher Gott kommt mir entgegen; / Gott lässt mich herabsehen auf meine Gegner.

12 Töte sie nicht, / damit mein Volk nicht vergisst. In deiner Kraft zerstreue sie, / wirf sie nieder, Herr, unser Schild!

13 Wegen der Sünde ihres Mundes, wegen all ihrer Reden / sollen sie sich in ihrem Hochmut verfangen; / denn sie fluchen und verbreiten nur Lügen.

14 Vernichte sie im Zorn, / vernichte sie; sie sollen zugrunde gehen. Sie sollen erkennen, dass Gott der Herrscher in Jakob ist / und bis an das Ende der Erde. [Sela]

15 Abend für Abend kommen sie wieder, / sie kläffen wie Hunde, durchstreifen die Stadt.

16 Sie streunen umher, gierig nach Fraß; / werden sie nicht satt, dann knurren sie.

17 Ich aber will deine Macht besingen, / will über deine Huld jubeln am Morgen. Denn du bist eine Burg für mich, / bist meine Zuflucht am Tag der Not.

18 Meine Stärke, dir will ich singen und spielen; / denn du, Gott, bist meine Burg, mein huldreicher Gott.

Psalm 60

Bitte um Hilfe nach einer Niederlage

1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Lilie des Zeugnisses». Ein Lied Davids zum Lehren,

2 als er mit den Aramäern Mesopotamiens und den Aramäern von Zoba kämpfte und als Joab umkehrte und die Edomiter im Salztal schlug, zwölftausend Mann.]

3 Du hast uns verworfen, o Gott, und zerschlagen. / Du hast uns gezürnt. Richte uns wieder auf!

4 Erschüttert hast du das Land und gespalten. / Heile seine Risse! Denn es kam ins Wanken.

5 Du hast dein Volk hart geprüft, / du gabst uns betäubenden Wein zu trinken.

6 Für alle, die dich fürchten, hast du ein Zeichen aufgestellt, / zu dem sie fliehen können vor dem Bogen. [Sela]

7 Hilf mit deiner Rechten, erhöre uns, / damit die gerettet werden, die du so sehr liebst.

8 Gott hat in seinem Heiligtum gesprochen: / «Ich will triumphieren, will Sichem verteilen / und das Tal von Sukkot vermessen.

9 Mein ist Gilead, mein auch Manasse, / Efraim ist der Helm auf meinem Haupt, / Juda mein Herrscherstab.

10 Doch Moab ist mein Waschbecken, / auf Edom werfe ich meinen Schuh, / ich triumphiere über das Land der Philister.»

11 Wer führt mich hin zu der befestigten Stadt, / wer wird mich nach Edom geleiten?

12 Gott, hast denn du uns verworfen? / Du ziehst ja nicht aus, o Gott, mit unseren Heeren.

13 Bring uns doch Hilfe im Kampf mit dem Feind! / Denn die Hilfe von Menschen ist nutzlos.

14 Mit Gott werden wir Großes vollbringen; / er selbst wird unsere Feinde zertreten.

Psalm 61

Fürbitte für den König

1 [Für den Chormeister. Mit Saitenspiel. Von David.]

2 Gott, höre mein Flehen, / achte auf mein Beten!

3 Vom Ende der Erde rufe ich zu dir; / denn mein Herz ist verzagt. / Führe mich auf den Felsen, der mir zu hoch ist!

4 Du bist meine Zuflucht, / ein fester Turm gegen die Feinde.

5 In deinem Zelt möchte ich Gast sein auf ewig, / mich bergen im Schutz deiner Flügel. [Sela]

6 Denn du, o Gott, hast meine Gelübde gehört / und denen das Erbe gegeben, / die deinen Namen fürchten.

7 Füge den Tagen des Königs noch viele hinzu! / Seine Jahre mögen dauern / von Geschlecht zu Geschlecht.

8 Er throne ewig vor Gottes Angesicht. / Huld und Treue mögen ihn behüten.

9 Dann will ich allzeit deinem Namen singen und spielen / und Tag für Tag meine Gelübde erfüllen.

Psalm 62

Vertrauen auf Gottes Macht und Huld

1 [Für den Chormeister. Nach Jedutun. Ein Psalm Davids.]

2 Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe, / von ihm kommt mir Hilfe.

3 Nur er ist mein Fels, meine Hilfe, meine Burg; / darum werde ich nicht wanken.

4 Wie lange rennt ihr an gegen einen Einzigen, / stürmt alle heran wie gegen eine fallende Wand, / wie gegen eine Mauer, die einstürzt?

5 Ja, sie planen, ihn von seiner Höhe zu stürzen; / Lügen ist ihre Lust. Sie segnen mit ihrem Mund, / doch in ihrem Herzen fluchen sie. [Sela]

6 Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe; / denn von ihm kommt meine Hoffnung.

7 Nur er ist mein Fels, meine Hilfe, meine Burg; / darum werde ich nicht wanken.

8 Bei Gott ist mein Heil, meine Ehre; / Gott ist mein schützender Fels, meine Zuflucht.

9 Vertrau ihm, Volk (Gottes), zu jeder Zeit! / Schüttet euer Herz vor ihm aus! / Denn Gott ist unsere Zuflucht. [Sela]

10 Nur ein Hauch sind die Menschen, / die Leute nur Lug und Trug. Auf der Waage schnellen sie empor, / leichter als ein Hauch sind sie alle.

11 Vertraut nicht auf Gewalt, / verlasst euch nicht auf Raub! Wenn der Reichtum auch wächst, / so verliert doch nicht euer Herz an ihn!

12 Eines hat Gott gesagt, / zweierlei habe ich gehört: Bei Gott ist die Macht; /

13 Herr, bei dir ist die Huld. Denn du wirst jedem vergelten, / wie es seine Taten verdienen.

Psalm 63

Sehnsucht nach Gott

1 [Ein Psalm Davids, als er in der Wüste Juda war.]

2 Gott, du mein Gott, dich suche ich, / meine Seele dürstet nach dir. Nach dir schmachtet mein Leib / wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser.

3 Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum, / um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen.

4 Denn deine Huld ist besser als das Leben; / darum preisen dich meine Lippen.

5 Ich will dich rühmen mein Leben lang, / in deinem Namen die Hände erheben.

6 Wie an Fett und Mark wird satt meine Seele, / mit jubelnden Lippen soll mein Mund dich preisen.

7 Ich denke an dich auf nächtlichem Lager / und sinne über dich nach, wenn ich wache.

8 Ja, du wurdest meine Hilfe; / jubeln kann ich im Schatten deiner Flügel.

9 Meine Seele hängt an dir, / deine rechte Hand hält mich fest.

10 Viele trachten mir ohne Grund nach dem Leben, / aber sie müssen hinabfahren in die Tiefen der Erde.

11 Man gibt sie der Gewalt des Schwertes preis, / sie werden eine Beute der Schakale.

12 Der König aber freue sich an Gott. / Wer bei ihm schwört, darf sich rühmen. / Doch allen Lügnern wird der Mund verschlossen.

Psalm 64

Bitte um Schutz vor den Feinden

1 [Für den Chormeister. Ein Psalm Davids.]

2 Höre, o Gott, mein lautes Klagen, / schütze mein Leben vor dem Schrecken des Feindes!

3 Verbirg mich vor der Schar der Bösen, / vor dem Toben derer, die Unrecht tun.

4 Sie schärfen ihre Zunge wie ein Schwert, / schießen giftige Worte wie Pfeile,

5 um den Schuldlosen von ihrem Versteck aus zu treffen. / Sie schießen auf ihn, plötzlich und ohne Scheu.

6 Sie sind fest entschlossen zu bösem Tun. / Sie planen, Fallen zu stellen, / und sagen: «Wer sieht uns schon?»

7 Sie haben Bosheit im Sinn, / doch halten sie ihre Pläne geheim. Ihr Inneres ist heillos verdorben, / ihr Herz ist ein Abgrund.

8 Da trifft sie Gott mit seinem Pfeil; / sie werden jählings verwundet.

9 Ihre eigene Zunge bringt sie zu Fall./ Alle, die es sehen, schütteln den Kopf.

10 Dann fürchten sich alle Menschen; / sie verkünden Gottes Taten / und bedenken sein Wirken.

11 Der Gerechte freut sich am Herrn und sucht bei ihm Zuflucht. / Und es rühmen sich alle Menschen mit redlichem Herzen.

Psalm 65

Dank für Gottes Gaben

1 [Für den Chormeister. Ein Psalm Davids. Ein Lied.]

2 Dir gebührt Lobgesang, Gott, auf dem Zion, / dir erfüllt man Gelübde.

3 Du erhörst die Gebete. / Alle Menschen kommen zu dir

4 unter der Last ihrer Sünden. Unsere Schuld ist zu groß für uns, / du wirst sie vergeben.

5 Wohl denen, die du erwählst und in deine Nähe holst, / die in den Vorhöfen deines Heiligtums wohnen. Wir wollen uns am Gut deines Hauses sättigen, / am Gut deines Tempels.

6 Du vollbringst erstaunliche Taten, / erhörst uns in Treue, du Gott unsres Heiles, du Zuversicht aller Enden der Erde / und der fernsten Gestade.

7 Du gründest die Berge in deiner Kraft, / du gürtest dich mit Stärke.

8 Du stillst das Brausen der Meere, / das Brausen ihrer Wogen, das Tosen der Völker.

9 Alle, die an den Enden der Erde wohnen, / erschauern vor deinen Zeichen; / Ost und West erfüllst du mit Jubel.

10 Du sorgst für das Land und tränkst es; / du überschüttest es mit Reichtum. Der Bach Gottes ist reichlich gefüllt, / du schaffst ihnen Korn; so ordnest du alles.

11 Du tränkst die Furchen, ebnest die Schollen, / machst sie weich durch Regen, segnest ihre Gewächse.

12 Du krönst das Jahr mit deiner Güte, / deinen Spuren folgt Überfluss.

13 In der Steppe prangen die Auen, / die Höhen umgürten sich mit Jubel.

14 Die Weiden schmücken sich mit Herden, / die Täler hüllen sich in Korn. / Sie jauchzen und singen.

Psalm 66

Aufruf zum Lobpreis

1 [Für den Chormeister. Ein Lied. Ein Psalm.] Jauchzt vor Gott, alle Länder der Erde! /

2 Spielt zum Ruhm seines Namens! / Verherrlicht ihn mit Lobpreis!

3 Sagt zu Gott: «Wie Ehrfurcht gebietend sind deine Taten; / vor deiner gewaltigen Macht müssen die Feinde sich beugen.»

4 Alle Welt bete dich an und singe dein Lob, / sie lobsinge deinem Namen! [Sela]

5 Kommt und seht die Taten Gottes! / Staunenswert ist sein Tun an den Menschen:

6 Er verwandelte das Meer in trockenes Land, / sie schritten zu Fuß durch den Strom; / dort waren wir über ihn voll Freude.

7 In seiner Kraft ist er Herrscher auf ewig; / seine Augen prüfen die Völker. / Die Trotzigen können sich gegen ihn nicht erheben. [Sela]

8 Preist unsern Gott, ihr Völker; / lasst laut sein Lob erschallen!

9 Er erhielt uns am Leben / und ließ unseren Fuß nicht wanken.

10 Du hast, o Gott, uns geprüft / und uns geläutert, wie man Silber läutert.

11 Du brachtest uns in schwere Bedrängnis / und legtest uns eine drückende Last auf die Schulter.

12 Du ließest Menschen über unsere Köpfe schreiten. / Wir gingen durch Feuer und Wasser. / Doch du hast uns in die Freiheit hinausgeführt.

13 Ich komme mit Opfern in dein Haus; / ich erfülle dir meine Gelübde,

14 die ich einst dir versprach, / die dir mein Mund in der Not gelobte.

15 Fette Tiere bringe ich dir als Brandopfer dar, / zusammen mit dem Rauch von Widdern; / ich richte dir Rinder und Böcke zu. [Sela]

16 Ihr alle, die ihr Gott fürchtet, kommt und hört; / ich will euch erzählen, was er mir Gutes getan hat.

17 Zu ihm hatte ich mit lauter Stimme gerufen / und schon konnte mein Mund ihn preisen.

18 Hätte ich Böses im Sinn gehabt, / dann hätte der Herr mich nicht erhört.

19 Gott aber hat mich erhört, / hat auf mein drängendes Beten geachtet.

20 Gepriesen sei Gott; denn er hat mein Gebet nicht verworfen / und mir seine Huld nicht entzogen.

Psalm 67

Dank für den Segen Gottes

1 [Für den Chormeister. Mit Saitenspiel. Ein Psalm. Ein Lied.]

2 Gott sei uns gnädig und segne uns. / Er lasse über uns sein Angesicht leuchten, [Sela]

3 damit auf Erden sein Weg erkannt wird / und unter allen Völkern sein Heil.

4 Die Völker sollen dir danken, o Gott, / danken sollen dir die Völker alle.

5 Die Nationen sollen sich freuen und jubeln. / Denn du richtest den Erdkreis gerecht. Du richtest die Völker nach Recht / und regierst die Nationen auf Erden. [Sela]

6 Die Völker sollen dir danken, o Gott, / danken sollen dir die Völker alle.

7 Das Land gab seinen Ertrag. / Es segne uns Gott, unser Gott.

8 Es segne uns Gott. / Alle Welt fürchte und ehre ihn.

Psalm 68

Ein Lied auf Gottes Sieg und Herrschaft

1 [Für den Chormeister. Ein Psalm Davids. Ein Lied.]

2 Gott steht auf, seine Feinde zerstieben; / die ihn hassen, fliehen vor seinem Angesicht.

3 Sie verfliegen, wie Rauch verfliegt; / wie Wachs am Feuer zerfließt, / so vergehen die Frevler vor Gottes Angesicht.

4 Die Gerechten aber freuen sich und jubeln vor Gott; / sie jauchzen in heller Freude.

5 Singt für Gott, spielt seinem Namen; / jubelt ihm zu, ihm, der auf den Wolken einherfährt! Preist seinen Namen! / Freut euch vor seinem Angesicht!

6 Ein Vater der Waisen, ein Anwalt der Witwen / ist Gott in seiner heiligen Wohnung.

7 Gott bringt die Verlassenen heim, / führt die Gefangenen hinaus in das Glück; / doch die Empörer müssen wohnen im dürren Land.

8 Gott, als du deinem Volk voranzogst, / als du die Wüste durchschrittest, [Sela] /

9 da bebte die Erde, da ergossen sich die Himmel vor Gott, / vor Gott, dem Herrn vom Sinai, vor Israels Gott.

10 Gott, du ließest Regen strömen in Fülle / und erquicktest dein verschmachtendes Erbland.

11 Deine Geschöpfe finden dort Wohnung; / Gott, in deiner Güte versorgst du den Armen.

12 Der Herr entsendet sein Wort; / groß ist der Siegesbotinnen Schar.

13 Die Könige der Heere fliehen, sie fliehen. / Im Haus verteilt man die Beute.

14 Was bleibt ihr zurück in den Hürden? / Du Taube mit silbernen Schwingen, mit goldenem Flügel!

15 Als der Allmächtige die Könige vertrieb, / fiel Schnee auf dem Zalmon.

16 Ein Gottesberg ist der Baschanberg, / ein Gebirge, an Gipfeln reich, ist der Baschan.

17 Warum blickt ihr voll Neid, ihr hohen Gipfel, / auf den Berg, den Gott sich zum Wohnsitz erwählt hat? / Dort wird der Herr wohnen in Ewigkeit.

18 Die Wagen Gottes sind zahllos, tausendmal tausend. / Vom Sinai zieht der Herr zu seinem Heiligtum.

19 Du zogst hinauf zur Höhe, / führtest Gefangene mit; du nahmst Gaben entgegen von den Menschen. / Auch Empörer müssen wohnen bei Gott, dem Herrn.

20 Gepriesen sei der Herr, Tag für Tag! / Gott trägt uns, er ist unsre Hilfe. [Sela]

21 Gott ist ein Gott, der uns Rettung bringt, / Gott, der Herr, führt uns heraus aus dem Tod.

22 Denn Gott zerschmettert das Haupt seiner Feinde, / den Kopf des Frevlers, der in Sünde dahinlebt.

23 Der Herr hat gesprochen: «Ich bringe (sie) vom Baschan zurück, / ich bringe (sie) zurück aus den Tiefen des Meeres.

24 Dein Fuß wird baden im Blut, / die Zunge deiner Hunde ihren Anteil bekommen an den Feinden.»

25 Gott, sie sahen deinen Einzug, / den Einzug meines Gottes und Königs ins Heiligtum:

26 voraus die Sänger, die Saitenspieler danach, / dazwischen Mädchen mit kleinen Pauken.

27 Versammelt euch und preist unsern Gott, / den Herrn in der Gemeinde Israels:

28 voran der kleine Stamm Benjamin, / im Zug die Fürsten von Juda, / die Fürsten von Sebulon, die Fürsten von Naftali.

29 Biete auf, o Gott, deine Macht, / die Gottesmacht, die du an uns erwiesen hast /

30 avon deinem Tempel aus, hoch über Jerusalem. Könige kommen mit Gaben. /

31 Wehr ab das Untier im Schilf, die Rotte der Starken, / wehr ab die Herrscher der Völker! Sie sind gierig nach Silber, tritt sie nieder; / zerstreue die Völker, die Lust haben am Krieg.

32 Aus Ägypten bringt man Geräte von Erz, / Kusch erhebt zu Gott seine Hände.

33 Ihr Königreiche der Erde, singt für Gott, / singt und spielt für den Herrn, [Sela]

34 der dahinfährt über den Himmel, den uralten Himmel, / der seine Stimme erhebt, seine machtvolle Stimme.

35 Preist Gottes Macht! / Über Israel ragt seine Hoheit empor, / seine Macht ragt bis zu den Wolken.

36 Gott in seinem Heiligtum ist voll Majestät, Israels Gott; / seinem Volk verleiht er Stärke und Kraft. Gepriesen sei Gott.

Psalm 69

Der Hilferuf eines unschuldig Verfolgten

1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Lilien». Von David.]

2 Hilf mir, o Gott! / Schon reicht mir das Wasser bis an die Kehle.

3 Ich bin in tiefem Schlamm versunken / und habe keinen Halt mehr; ich geriet in tiefes Wasser, / die Strömung reißt mich fort.

4 Ich bin müde vom Rufen, / meine Kehle ist heiser, mir versagen die Augen, / während ich warte auf meinen Gott.

5 Zahlreicher als die Haare auf meinem Kopf / sind die, die mich grundlos hassen. Zahlreich sind meine Verderber, meine verlogenen Feinde. / Was ich nicht geraubt habe, soll ich erstatten.

6 Gott, du kennst meine Torheit, / meine Verfehlungen sind dir nicht verborgen.

7 Wer auf dich hofft, Herr, du Herr der Heere, / soll durch mich nicht scheitern; wer dich sucht, Gott Israels, / gerate durch mich nicht in Schande.

8 Denn deinetwegen erleide ich Schmach / und Schande bedeckt mein Gesicht.

9 Entfremdet bin ich den eigenen Brüdern, / den Söhnen meiner Mutter wurde ich fremd.

10 Denn der Eifer für dein Haus hat mich verzehrt; / die Schmähungen derer, die dich schmähen, haben mich getroffen.

11 Ich nahm mich durch Fasten in Zucht, / doch es brachte mir Schmach und Schande.

12 Ich ging in Sack und Asche, / doch sie riefen Spottverse hinter mir her.

13 Man redet über mich in der Versammlung am Tor, / von mir singen die Zecher beim Wein.

14 Ich aber bete zu dir, / Herr, zur Zeit der Gnade. Erhöre mich in deiner großen Huld, / Gott, hilf mir in deiner Treue!

15 Entreiß mich dem Sumpf, / damit ich nicht versinke. Zieh mich heraus aus dem Verderben, / aus dem tiefen Wasser!

16 Lass nicht zu, dass die Flut mich überschwemmt, / die Tiefe mich verschlingt, / der Brunnenschacht über mir seinen Rachen schließt.

17 Erhöre mich, Herr, in deiner Huld und Güte, / wende dich mir zu in deinem großen Erbarmen!

18 Verbirg nicht dein Gesicht vor deinem Knecht; / denn mir ist angst. Erhöre mich bald!

19 Sei mir nah und erlöse mich! / Befrei mich meinen Feinden zum Trotz!

20 Du kennst meine Schmach und meine Schande. / Dir stehen meine Widersacher alle vor Augen.

21 Die Schande bricht mir das Herz, / ganz krank bin ich vor Schmach; umsonst habe ich auf Mitleid gewartet, / auf einen Tröster, doch ich habe keinen gefunden.

22 Sie gaben mir Gift zu essen, / für den Durst reichten sie mir Essig.

23 Der Opfertisch werde für sie zur Falle, / das Opfermahl zum Fangnetz.

24 Blende ihre Augen, sodass sie nicht mehr sehen; / lähme ihre Hüften für immer!

25 Gieß über sie deinen Grimm aus, / dein glühender Zorn soll sie treffen!

26 Ihr Lagerplatz soll veröden, / in ihren Zelten soll niemand mehr wohnen.

27 Denn sie verfolgen den Mann, den du schon geschlagen hast, / und mehren den Schmerz dessen, der von dir getroffen ist.

28 Rechne ihnen Schuld über Schuld an, / damit sie nicht teilhaben an deiner Gerechtigkeit.

29 Sie seien aus dem Buch des Lebens getilgt / und nicht bei den Gerechten verzeichnet.

30 Ich aber bin elend und voller Schmerzen; / doch deine Hilfe, o Gott, wird mich erhöhen.

31 Ich will den Namen Gottes rühmen im Lied, / in meinem Danklied ihn preisen.

32 Das gefällt dem Herrn mehr als ein Opferstier, / mehr als Rinder mit Hörnern und Klauen.

33 Schaut her, ihr Gebeugten, und freut euch; / ihr, die ihr Gott sucht: euer Herz lebe auf!

34 Denn der Herr hört auf die Armen, / er verachtet die Gefangenen nicht.

35 Himmel und Erde sollen ihn rühmen, / die Meere und was sich in ihnen regt.

36 Denn Gott wird Zion retten, / wird Judas Städte neu erbauen. Seine Knechte werden dort wohnen und das Land besitzen, /

37 ihre Nachkommen sollen es erben; / wer seinen Namen liebt, soll darin wohnen.

Psalm 70

Bitte um Gottes Hilfe

1 [Für den Chormeister. Von David. Zum Weihrauchopfer.]

2 Gott, komm herbei, um mich zu retten, / Herr, eil mir zu Hilfe!

3 In Schmach und Schande sollen alle fallen, / die mir nach dem Leben trachten. Zurückweichen sollen sie und vor Scham erröten, / die sich über mein Unglück freuen.

4 Beschämt sollen sich alle abwenden, die lachen und höhnen / und sagen: «Dir geschieht recht.»

5 Alle, die dich suchen, frohlocken; / sie mögen sich freuen in dir. Die dein Heil lieben, sollen immer sagen: / «Groß ist Gott, der Herr.»

6 Ich aber bin arm und gebeugt. / Eile, o Gott, mir zu Hilfe! Meine Hilfe und mein Retter bist du. / Herr, säume doch nicht!

Psalm 71

Gott, die Zuflucht bis ins Alter

1 Herr, ich suche Zuflucht bei dir. / Lass mich doch niemals scheitern!

2 Reiß mich heraus und rette mich in deiner Gerechtigkeit, / wende dein Ohr mir zu und hilf mir!

3 Sei mir ein sicherer Hort, / zu dem ich allzeit kommen darf. Du hast mir versprochen zu helfen; / denn du bist mein Fels und meine Burg.

4 Mein Gott, rette mich aus der Hand des Frevlers, / aus der Faust des Bedrückers und Schurken!

5 Herr, mein Gott, du bist ja meine Zuversicht, / meine Hoffnung von Jugend auf.

6 Vom Mutterleib an stütze ich mich auf dich, / vom Mutterschoß an bist du mein Beschützer; / dir gilt mein Lobpreis allezeit.

7 Für viele bin ich wie ein Gezeichneter, / du aber bist meine starke Zuflucht.

8 Mein Mund ist erfüllt von deinem Lob, / von deinem Ruhm den ganzen Tag.

9 Verwirf mich nicht, wenn ich alt bin, / verlass mich nicht, wenn meine Kräfte schwinden.

10 Denn meine Feinde reden schlecht von mir, / die auf mich lauern, beraten gemeinsam;

11 sie sagen: «Gott hat ihn verlassen. / Verfolgt und ergreift ihn! / Für ihn gibt es keinen Retter.»

12 Gott, bleib doch nicht fern von mir! / Mein Gott, eil mir zu Hilfe!

13 Alle, die mich bekämpfen, / sollen scheitern und untergehn; über sie komme Schmach und Schande, / weil sie mein Unglück suchen.

14 Ich aber will jederzeit hoffen, / all deinen Ruhm noch mehren.

15 Mein Mund soll von deiner Gerechtigkeit künden / und von deinen Wohltaten sprechen den ganzen Tag; / denn ich kann sie nicht zählen.

16 Ich will kommen in den Tempel Gottes, des Herrn, / deine großen und gerechten Taten allein will ich rühmen.

17 Gott, du hast mich gelehrt von Jugend auf / und noch heute verkünde ich dein wunderbares Walten.

18 Auch wenn ich alt und grau bin, / o Gott, verlass mich nicht, damit ich von deinem machtvollen Arm der Nachwelt künde, / den kommenden Geschlechtern von deiner Stärke /

19 und von deiner Gerechtigkeit, Gott, die größer ist als alles. Du hast Großes vollbracht. / Mein Gott, wer ist wie du?

20 Du ließest mich viel Angst und Not erfahren. / Belebe mich neu, / führe mich herauf aus den Tiefen der Erde!

21 Bring mich wieder zu Ehren! / Du wirst mich wiederum trösten.

22 Dann will ich dir danken mit Saitenspiel / und deine Treue preisen; mein Gott, du Heiliger Israels, / ich will dir auf der Harfe spielen.

23 Meine Lippen sollen jubeln, / denn dir will ich singen und spielen, / meine Seele, die du erlöst hast, soll jubeln.

24 Auch meine Zunge soll von deiner Gerechtigkeit reden den ganzen Tag. / Denn alle, die mein Unglück suchen, müssen vor Scham erröten und scheitern.

Psalm 72

Der Friedenskönig und sein Reich

1 [Von Salomo.] Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König, / dem Königssohn gib dein gerechtes Walten!

2 Er regiere dein Volk in Gerechtigkeit / und deine Armen durch rechtes Urteil.

3 Dann tragen die Berge Frieden für das Volk / und die Höhen Gerechtigkeit.

4 Er wird Recht verschaffen den Gebeugten im Volk, / Hilfe bringen den Kindern der Armen, / er wird die Unterdrücker zermalmen.

5 Er soll leben, solange die Sonne bleibt und der Mond, / bis zu den fernsten Geschlechtern.

6 Er ströme wie Regen herab auf die Felder, / wie Regenschauer, die die Erde benetzen.

7 Die Gerechtigkeit blühe auf in seinen Tagen / und großer Friede, bis der Mond nicht mehr da ist.

8 Er herrsche von Meer zu Meer, / vom Strom bis an die Enden der Erde.

9 Vor ihm sollen seine Gegner sich beugen, / Staub sollen lecken all seine Feinde.

10 Die Könige von Tarschisch und von den Inseln bringen Geschenke, / die Könige von Saba und Seba kommen mit Gaben.

11 Alle Könige müssen ihm huldigen, / alle Völker ihm dienen.

12 Denn er rettet den Gebeugten, der um Hilfe schreit, / den Armen und den, der keinen Helfer hat.

13 Er erbarmt sich des Gebeugten und Schwachen, / er rettet das Leben der Armen.

14 Von Unterdrückung und Gewalttat befreit er sie, / ihr Blut ist in seinen Augen kostbar.

15 Er lebe und Gold von Saba soll man ihm geben! / Man soll für ihn allezeit beten, / stets für ihn Segen erflehen.

16 Im Land gebe es Korn in Fülle. / Es rausche auf dem Gipfel der Berge. Seine Frucht wird sein wie die Bäume des Libanon. / Menschen blühn in der Stadt wie das Gras der Erde.

17 Sein Name soll ewig bestehen; / solange die Sonne bleibt, sprosse sein Name. Glücklich preisen sollen ihn alle Völker / und in ihm sich segnen.

18 Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! / Er allein tut Wunder.

19 Gepriesen sei sein herrlicher Name in Ewigkeit! / Seine Herrlichkeit erfülle die ganze Erde. / Amen, ja amen. [Ende der Gebete Davids, des Sohnes Isais.]

Psalm 73

Das scheinbare Glück der Frevler

1 [Ein Psalm Asafs.] Lauter Güte ist Gott für Israel, / für alle Menschen mit reinem Herzen.

2 Ich aber - fast wären meine Füße gestrauchelt, / beinahe wäre ich gefallen.

3 Denn ich habe mich über die Prahler ereifert, / als ich sah, dass es diesen Frevlern so gut ging.

4 Sie leiden ja keine Qualen, / ihr Leib ist gesund und wohlgenährt.

5 Sie kennen nicht die Mühsal der Sterblichen, / sind nicht geplagt wie andere Menschen.

6 Darum ist Hochmut ihr Halsschmuck, / wie ein Gewand umhüllt sie Gewalttat.

7 Sie sehen kaum aus den Augen vor Fett, / ihr Herz läuft über von bösen Plänen.

8 Sie höhnen, und was sie sagen, ist schlecht; / sie sind falsch und reden von oben herab.

9 Sie reißen ihr Maul bis zum Himmel auf / und lassen auf Erden ihrer Zunge freien Lauf.

10 Darum wendet sich das Volk ihnen zu /und schlürft ihre Worte in vollen Zügen.

11 Sie sagen: «Wie sollte Gott das merken? / Wie kann der Höchste das wissen?»

12 Wahrhaftig, so sind die Frevler: / Immer im Glück, häufen sie Reichtum auf Reichtum.

13 Also hielt ich umsonst mein Herz rein / und wusch meine Hände in Unschuld.

14 Und doch war ich alle Tage geplagt / und wurde jeden Morgen gezüchtigt.

15 Hätte ich gesagt: «Ich will reden wie sie», / dann hätte ich an deinen Kindern Verrat geübt.

16 Da sann ich nach, um das zu begreifen; / es war eine Qual für mich,

17 bis ich dann eintrat ins Heiligtum Gottes / und begriff, wie sie enden.

18 Ja, du stellst sie auf schlüpfrigen Grund, / du stürzt sie in Täuschung und Trug.

19 Sie werden plötzlich zunichte, / werden dahingerafft und nehmen ein schreckliches Ende,

20 wie ein Traum, der beim Erwachen verblasst, / dessen Bild man vergisst, wenn man aufsteht.

21 Mein Herz war verbittert, / mir bohrte der Schmerz in den Nieren;

22 ich war töricht und ohne Verstand, / war wie ein Stück Vieh vor dir.

23 Ich aber bleibe immer bei dir, / du hältst mich an meiner Rechten.

24 Du leitest mich nach deinem Ratschluss / und nimmst mich am Ende auf in Herrlichkeit.

25 Was habe ich im Himmel außer dir? / Neben dir erfreut mich nichts auf der Erde.

26 Auch wenn mein Leib und mein Herz verschmachten, / Gott ist der Fels meines Herzens / und mein Anteil auf ewig.

27 Ja, wer dir fern ist, geht zugrunde; / du vernichtest alle, die dich treulos verlassen.

28 Ich aber - Gott nahe zu sein ist mein Glück. / Ich setze auf Gott, den Herrn, mein Vertrauen. / Ich will all deine Taten verkünden.

Psalm 74

Klage über die Verwüstung des Heiligtums

1 [Ein Weisheitslied Asafs.] Warum, Gott, hast du uns für immer verstoßen? / Warum ist dein Zorn gegen die Herde deiner Weide entbrannt?

2 Denk an deine Gemeinde, die du vorzeiten erworben, / als Stamm dir zu Eigen erkauft, / an den Berg Zion, den du zur Wohnung erwählt hast.

3 Erheb deine Schritte zu den uralten Trümmern! / Der Feind hat im Heiligtum alles verwüstet.

4 Deine Widersacher lärmten an deiner heiligen Stätte, / stellten ihre Banner auf als Zeichen des Sieges.

5 Wie einer die Axt schwingt im Dickicht des Waldes, /

6 so zerschlugen sie all das Schnitzwerk mit Beil und Hammer.

7 Sie legten an dein Heiligtum Feuer, / entweihten die Wohnung deines Namens bis auf den Grund.

8 Sie sagten in ihrem Herzen: «Wir zerstören alles.» / Und sie verbrannten alle Gottesstätten ringsum im Land.

9 Zeichen für uns sehen wir nicht, / es ist kein Prophet mehr da, / niemand von uns weiß, wie lange noch.

10 Wie lange, Gott, darf der Bedränger noch schmähen, / darf der Feind ewig deinen Namen lästern?

11 Warum ziehst du die Hand von uns ab, / hältst deine Rechte im Gewand verborgen?

12 Doch Gott ist mein König von alters her, / Taten des Heils vollbringt er auf Erden.

13 Mit deiner Macht hast du das Meer zerspalten, / die Häupter der Drachen über den Wassern zerschmettert.

14 Du hast die Köpfe des Levíatan zermalmt, / ihn zum Fraß gegeben den Ungeheuern der See.

15 Hervorbrechen ließest du Quellen und Bäche, / austrocknen Ströme, die sonst nie versiegen.

16 Dein ist der Tag, dein auch die Nacht, / hingestellt hast du Sonne und Mond.

17 Du hast die Grenzen der Erde festgesetzt, / hast Sommer und Winter geschaffen.

18 Denk daran: Der Feind schmäht den Herrn, / ein Volk ohne Einsicht lästert deinen Namen.

19 Gib dem Raubtier das Leben deiner Taube nicht preis; / das Leben deiner Armen vergiss nicht für immer!

20 Blick hin auf deinen Bund! / Denn voll von Schlupfwinkeln der Gewalt ist unser Land.

21 Lass den Bedrückten nicht beschämt von dir weggehn! / Arme und Gebeugte sollen deinen Namen rühmen.

22 Erheb dich, Gott, und führe deine Sache! / Bedenke, wie die Toren dich täglich schmähen.

23 Vergiss nicht das Geschrei deiner Gegner, / das Toben deiner Widersacher, das ständig emporsteigt.

Psalm 75

Gott, der gerechte Richter

1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Zerstöre nicht!». Ein Psalm Asafs. Ein Lied.]

2 Wir preisen dich, Gott, wir preisen dich; / dein Name ist denen nahe, die deine Wunder erzählen.

3 «Ja, zu der Zeit, die ich selbst bestimme, / halte ich Gericht nach meinem Recht.

4 Die Erde mit allen, die auf ihr wohnen, mag wanken; / doch ich selbst habe ihre Säulen auf festen Grund gestellt.» [Sela]

5 Ich sage zu den Stolzen: Seid nicht so vermessen!, / und zu den Frevlern: Brüstet euch nicht mit eurer Macht!

6 Brüstet euch nicht stolz mit eurer Macht, / redet nicht so überheblich daher!

7 Denn weder vom Osten noch vom Westen / noch aus der Wüste kommt die Erhöhung.

8 Nein, der Richter ist Gott; / den einen erniedrigt er, den andern erhöht er.

9 Ja, in der Hand des Herrn ist ein Becher, / herben, gärenden Wein reicht er dar; ihn müssen alle Frevler der Erde trinken, / müssen ihn samt der Hefe schlürfen.

10 Ich aber werde jubeln für immer; / dem Gott Jakobs will ich singen und spielen.

11 Ich schlage die ganze Macht der Frevler nieder; / doch das Haupt des Gerechten wird hoch erhoben.

Psalm 76

Der Weltenrichter auf dem Zion

1 [Für den Chormeister. Mit Saitenspiel. Ein Psalm Asafs. Ein Lied.]

2 Gott gab sich zu erkennen in Juda, / sein Name ist groß in Israel.

3 Sein Zelt erstand in Salem, / seine Wohnung auf dem Zion.

4 Dort zerbrach er die blitzenden Pfeile des Bogens, / Schild und Schwert, die Waffen des Krieges. [Sela]

5 Du bist furchtbar und herrlich, / mehr als die ewigen Berge.

6 Ausgeplündert sind die tapferen Streiter, / sie sinken hin in den Schlaf; / allen Helden versagen die Hände.

7 Wenn du drohst, Gott Jakobs, / erstarren Rosse und Wagen.

8 Furchtbar bist du. Wer kann bestehen vor dir, / vor der Gewalt deines Zornes?

9 Vom Himmel her machst du das Urteil bekannt; / Furcht packt die Erde, und sie verstummt,

10 wenn Gott sich erhebt zum Gericht, / um allen Gebeugten auf der Erde zu helfen. [Sela]

11 Denn auch der Mensch voll Trotz muss dich preisen / und der Rest der Völker dich feiern.

12 Legt Gelübde ab und erfüllt sie dem Herrn, eurem Gott! / Ihr alle ringsum, bringt Gaben ihm, den ihr fürchtet.

13 Er nimmt den Fürsten den Mut; / Furcht erregend ist er für die Könige der Erde.

Psalm 77

Gottes Weg mit seinem Volk

1 [Für den Chormeister. Nach Jedutun. Ein Psalm Asafs.]

2 Ich rufe zu Gott, ich schreie, / ich rufe zu Gott, bis er mich hört.

3 Am Tag meiner Not suche ich den Herrn; / unablässig erhebe ich nachts meine Hände, / meine Seele lässt sich nicht trösten.

4 Denke ich an Gott, muss ich seufzen; / sinne ich nach, dann will mein Geist verzagen. [Sela]

5 Du lässt mich nicht mehr schlafen; / ich bin voll Unruhe und kann nicht reden.

6 Ich sinne nach über die Tage von einst, / ich will denken an längst vergangene Jahre.

7 Mein Herz grübelt bei Nacht, / ich sinne nach, es forscht mein Geist.

8 Wird der Herr mich denn auf ewig verstoßen / und mir niemals mehr gnädig sein?

9 Hat seine Huld für immer ein Ende, / ist seine Verheißung aufgehoben für alle Zeiten?

10 Hat Gott seine Gnade vergessen, / im Zorn sein Erbarmen verschlossen? [Sela]

11 Da sagte ich mir: «Das ist mein Schmerz, / dass die Rechte des Höchsten so anders handelt.»

12 Ich denke an die Taten des Herrn, / ich will denken an deine früheren Wunder.

13 Ich erwäge all deine Werke / und will nachsinnen über deine Taten.

14 Gott, dein Weg ist heilig. / Wo ist ein Gott, so groß wie unser Gott?

15 Du allein bist der Gott, der Wunder tut, / du hast deine Macht den Völkern kundgetan.

16 Du hast mit starkem Arm dein Volk erlöst, / die Kinder Jakobs und Josefs. [Sela]

17 Die Wasser sahen dich, Gott, / die Wasser sahen dich und bebten. / Die Tiefen des Meeres tobten.

18 Die Wolken gossen ihr Wasser aus, / das Gewölk ließ die Stimme dröhnen, / auch deine Pfeile flogen dahin.

19 Dröhnend rollte dein Donner, / Blitze erhellten den Erdkreis, / die Erde bebte und wankte.

20 Durch das Meer ging dein Weg, / dein Pfad durch gewaltige Wasser, / doch niemand sah deine Spuren.

21 Du führtest dein Volk wie eine Herde / durch die Hand von Mose und Aaron.

Psalm 78

Die Geschichte Israels als Mahnung und Warnung

1 [Ein Weisheitslied Asafs.] Mein Volk, vernimm meine Weisung! / Wendet euer Ohr zu den Worten meines Mundes!

2 Ich öffne meinen Mund zu einem Spruch; / ich will die Geheimnisse der Vorzeit verkünden.

3 Was wir hörten und erfuhren, / was uns die Väter erzählten,

4 das wollen wir unseren Kindern nicht verbergen, / sondern dem kommenden Geschlecht erzählen: die ruhmreichen Taten und die Stärke des Herrn, / die Wunder, die er getan hat.

5 Er stellte sein Gesetz auf in Jakob, / gab in Israel Weisung / und gebot unseren Vätern, ihre Kinder das alles zu lehren,

6 damit das kommende Geschlecht davon erfahre, / die Kinder späterer Zeiten; / sie sollten aufstehen und es weitergeben an ihre Kinder,

7 damit sie ihr Vertrauen auf Gott setzen, / die Taten Gottes nicht vergessen / und seine Gebote bewahren

8 und nicht werden wie ihre Väter, / jenes Geschlecht voll Trotz und Empörung, / das wankelmütige Geschlecht, dessen Geist nicht treu zu Gott hielt.

9 Die Söhne Efraims, Kämpfer mit Pfeil und Bogen, / wandten den Rücken am Tag der Schlacht;

10 Gottes Bund hielten sie nicht, / sie weigerten sich, seiner Weisung zu folgen.

11 Sie vergaßen die Taten des Herrn, / die Wunder, die er sie sehen ließ.

12 Vor den Augen ihrer Väter vollbrachte er Wunder / im Land Ägypten, im Gefilde von Zoan.

13 Er spaltete das Meer und führte sie hindurch, / er ließ das Wasser fest stehen wie einen Damm.

14 Er leitete sie bei Tag mit der Wolke / und die ganze Nacht mit leuchtendem Feuer.

15 Er spaltete Felsen in der Wüste / und gab dem Volk reichlich zu trinken wie mit Wassern der Urflut.

16 Er ließ Bäche aus dem Gestein entspringen, / ließ Wasser fließen gleich Strömen.

17 Doch sie sündigten weiter gegen ihn, / sie trotzten in der Wüste dem Höchsten.

18 In ihrem Herzen versuchten sie Gott, / forderten Nahrung für den Hunger.

19 Sie redeten gegen Gott; sie fragten: / «Kann uns denn Gott den Tisch decken in der Wüste?

20 Zwar hat er an den Felsen geschlagen, / sodass Wasser floss und Bäche strömten. Kann er uns auch Brot verschaffen / und sein Volk mit Fleisch versorgen?»

21 Das hörte der Herr und war voll Grimm; / Feuer flammte auf gegen Jakob, / Zorn erhob sich gegen Israel,

22 weil sie Gott nicht glaubten / und nicht auf seine Hilfe vertrauten.

23 Dennoch gebot er den Wolken droben / und öffnete die Tore des Himmels.

24 Er ließ Manna auf sie regnen als Speise, / er gab ihnen Brot vom Himmel.

25 Da aßen die Menschen Wunderbrot; / Gott gab ihnen Nahrung in Fülle.

26 Er ließ den Ostwind losbrechen droben am Himmel, / führte in seiner Macht den Südwind herbei,

27 ließ Fleisch auf sie regnen wie Staub, / gefiederte Vögel wie Sand am Meer.

28 Er ließ sie mitten ins Lager fallen, / rings um Israels Zelte.

29 Da aßen alle und wurden satt; / er hatte ihnen gebracht, was sie begehrten.

30 Noch aber hatten sie ihre Gier nicht gestillt, / noch war die Speise in ihrem Mund,

31 da erhob sich gegen sie Gottes Zorn; / er erschlug ihre Führer / und streckte die jungen Männer Israels nieder.

32 Doch sie sündigten trotz allem weiter / und vertrauten nicht seinen Wundern.

33 Darum ließ er ihre Tage schwinden wie einen Hauch / und ihre Jahre voll Schrecken vergehen.

34 Wenn er dreinschlug, fragten sie nach Gott, / kehrten um und suchten ihn.

35 Sie dachten daran, dass Gott ihr Fels ist, / Gott, der Höchste, ihr Erlöser.

36 Doch sie täuschten ihn mit falschen Worten / und ihre Zunge belog ihn.

37 Ihr Herz hielt nicht fest zu ihm, / sie hielten seinem Bund nicht die Treue.

38 Er aber vergab ihnen voll Erbarmen die Schuld / und tilgte sein Volk nicht aus. Oftmals ließ er ab von seinem Zorn / und unterdrückte seinen Groll.

39 Denn er dachte daran, dass sie nichts sind als Fleisch, / nur ein Hauch, der vergeht und nicht wiederkehrt.

40 Wie oft haben sie ihm in der Wüste getrotzt, / ihn gekränkt in der Steppe!

41 Immer wieder stellten sie ihn auf die Probe, / sie reizten den heiligen Gott Israels.

42 Sie dachten nicht mehr an seine mächtige Hand, / an den Tag, als er sie vom Unterdrücker befreite,

43 als er in Ägypten Zeichen tat / und Wunder im Gefilde von Zoan:

44 Er verwandelte ihre Flüsse und Bäche in Blut; / sie konnten daraus nicht mehr trinken.

45 Er schickte einen Schwarm von Fliegen, der fraß sie auf, / ein Heer von Fröschen, das vertilgte sie.

46 Ihre Ernte überließ er den Grillen / und den Heuschrecken den Ertrag ihrer Mühen.

47 Ihre Reben zerschlug er mit Hagel, / ihre Maulbeerbäume mit Körnern aus Eis.

48 Ihr Vieh überließ er der Pest / und ihre Herden den Seuchen.

49 Er ließ die Glut seines Zorns auf sie los: / Grimm und Wut und Bedrängnis, / Boten des Unheils in Scharen.

50 Er ließ seinem Zorn freien Lauf; / er bewahrte sie nicht vor dem Tod / und lieferte ihr Leben der Pest aus.

51 Er schlug in Ägypten alle Erstgeburt, / in den Zelten Hams die Blüte der Jugend.

52 Dann führte er sein Volk hinaus wie Schafe, / leitete sie wie eine Herde durch die Wüste.

53 Er führte sie sicher, sie mussten nichts fürchten, / doch ihre Feinde bedeckte das Meer.

54 Er brachte sie in sein heiliges Land, / in die Berge, die er erwarb mit mächtiger Hand.

55 Er vertrieb die Völker vor ihnen, / ließ in ihren Zelten die Stämme Israels wohnen / und teilte ihnen ihr Erbteil zu.

56 Doch sie versuchten Gott und trotzten dem Höchsten; / sie hielten seine Satzungen nicht.

57 Wie ihre Väter fielen sie treulos von ihm ab, / sie wandten sich ab wie ein Bogen, der versagt.

58 Sie erbitterten ihn mit ihrem Kult auf den Höhen / und reizten seine Eifersucht mit ihren Götzen.

59 Als Gott es sah, war er voll Grimm / und sagte sich los von Israel.

60 Er verwarf seine Wohnung in Schilo, / das Zelt, wo er unter den Menschen wohnte.

61 Er gab seine Macht in Gefangenschaft, / seine heilige Lade fiel in die Hand des Feindes.

62 Er lieferte sein Volk dem Schwert aus; / er war voll Grimm über sein Eigentum.

63 Die jungen Männer fraß das Feuer; / den jungen Mädchen sang man kein Brautlied.

64 Die Priester wurden mit dem Schwert erschlagen; / die Witwen konnten die Toten nicht beweinen.

65 Da erwachte der Herr wie aus dem Schlaf, / wie ein Held, der betäubt war vom Wein.

66 Er schlug seine Feinde zurück / und gab sie ewiger Schande preis.

67 Das Zelt Josefs verwarf er, / dem Stamm Efraim entzog er die Erwählung.

68 Doch den Stamm Juda erwählte er, / den Berg Zion, den er liebt.

69 Dort baute er sein hoch aufragendes Heiligtum, / so fest wie die Erde, / die er für immer gegründet hat.

70 Und er erwählte seinen Knecht David; / er holte ihn weg von den Hürden der Schafe, /

71 von den Muttertieren nahm er ihn fort, damit er sein Volk Jakob weide / und sein Erbe Israel.

72 Er sorgte als Hirt für sie mit lauterem Herzen / und führte sie mit klugen Händen.

Psalm 79

Die Klage über die Zerstörung Jerusalems

1 [Ein Psalm Asafs.] Gott, die Heiden sind eingedrungen in dein Erbe, / sie haben deinen heiligen Tempel entweiht / und Jerusalem in Trümmer gelegt.

2 Die Leichen deiner Knechte haben sie zum Fraß gegeben den Vögeln des Himmels, / die Leiber deiner Frommen den Tieren des Feldes.

3 Ihr Blut haben sie wie Wasser vergossen / rings um Jerusalem, / und keiner hat sie begraben.

4 Zum Schimpf sind wir geworden / in den Augen der Nachbarn, / zu Spott und Hohn bei allen, die rings um uns wohnen.

5 Wie lange noch, Herr? Willst du auf ewig zürnen? / Wie lange noch wird dein Eifer lodern wie Feuer?

6 Gieß deinen Zorn aus über die Heiden, / die dich nicht kennen, / über jedes Reich, das deinen Namen nicht anruft.

7 Denn sie haben Jakob aufgezehrt / und seine Felder verwüstet.

8 Rechne uns die Schuld der Vorfahren nicht an! / Mit deinem Erbarmen komm uns eilends entgegen! / Denn wir sind sehr erniedrigt.

9 Um der Ehre deines Namens willen / hilf uns, du Gott unsres Heils! / Um deines Namens willen reiß uns heraus und vergib uns die Sünden!

10 Warum dürfen die Heiden sagen: / «Wo ist nun ihr Gott?» Lass kund werden an den Heiden vor unsern Augen, / wie du das vergossene Blut deiner Knechte vergiltst.

11 Das Stöhnen der Gefangenen dringe zu dir. / Befrei die Todgeweihten durch die Kraft deines Armes!

12 Zahl unsern Nachbarn siebenfach heim / die Schmach, die sie dir, Herr, angetan.

13 Wir aber, dein Volk, die Schafe deiner Weide, / wollen dir ewig danken, / deinen Ruhm verkünden von Geschlecht zu Geschlecht.

Psalm 80

Bitte für Israel, den Weinstock Gottes

1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Lilien». Ein Zeugnis. Ein Psalm Asafs.]

2 Du Hirte Israels, höre, / der du Josef weidest wie eine Herde! Der du auf den Kerubim thronst, erscheine /

3 vor Efraim, Benjamin und Manasse! Biete deine gewaltige Macht auf / und komm uns zu Hilfe!

4 Gott, richte uns wieder auf! / Lass dein Angesicht leuchten, dann ist uns geholfen.

5 Herr, Gott der Heerscharen, wie lange noch zürnst du, / während dein Volk zu dir betet?

6 Du hast sie gespeist mit Tränenbrot, / sie überreich getränkt mit Tränen.

7 Du machst uns zum Spielball der Nachbarn / und unsere Feinde verspotten uns.

8 Gott der Heerscharen, richte uns wieder auf! / Lass dein Angesicht leuchten, dann ist uns geholfen.

9 Du hobst in Ägypten einen Weinstock aus, / du hast Völker vertrieben, ihn aber eingepflanzt.

10 Du schufst ihm weiten Raum; / er hat Wurzeln geschlagen / und das ganze Land erfüllt.

11 Sein Schatten bedeckte die Berge, / seine Zweige die Zedern Gottes.

12 Seine Ranken trieb er bis hin zum Meer / und seine Schößlinge bis zum Eufrat.

13 Warum rissest du seine Mauern ein? / Alle, die des Weges kommen, plündern ihn aus.

14 Der Eber aus dem Wald wühlt ihn um, / die Tiere des Feldes fressen ihn ab.

15 Gott der Heerscharen, wende dich uns wieder zu! / Blick vom Himmel herab, und sieh auf uns! Sorge für diesen Weinstock /

16 und für den Garten, den deine Rechte gepflanzt hat.

17 Die ihn im Feuer verbrannten wie Kehricht, / sie sollen vergehen vor deinem drohenden Angesicht.

18 Deine Hand schütze den Mann zu deiner Rechten, / den Menschensohn, den du für dich groß und stark gemacht.

19 Erhalt uns am Leben! / Dann wollen wir deinen Namen anrufen und nicht von dir weichen.

20 Herr, Gott der Heerscharen, richte uns wieder auf! / Lass dein Angesicht leuchten, dann ist uns geholfen.

Psalm 81

Aufruf zur Treue gegen Gott

1 [Für den Chormeister. Nach dem Kelterlied. Von Asaf.]

2 Jubelt Gott zu, er ist unsre Zuflucht; / jauchzt dem Gott Jakobs zu!

3 Stimmt an den Gesang, schlagt die Pauke, / die liebliche Laute, dazu die Harfe!

4 Stoßt in die Posaune am Neumond / und zum Vollmond, am Tag unsres Festes!

5 Denn das ist Satzung für Israel, / Entscheid des Gottes Jakobs.

6 Das hat er als Gesetz für Josef erlassen, / als Gott gegen Ägypten auszog. Eine Stimme höre ich, die ich noch nie vernahm: /

7 Seine Schulter hab ich von der Bürde befreit, / seine Hände kamen los vom Lastkorb.

8 Du riefst in der Not / und ich riss dich heraus; ich habe dich aus dem Gewölk des Donners erhört, / an den Wassern von Meríba geprüft. [Sela]

9 Höre, mein Volk, ich will dich mahnen! / Israel, wolltest du doch auf mich hören!

10 Für dich gibt es keinen andern Gott. / Du sollst keinen fremden Gott anbeten.

11 Ich bin der Herr, dein Gott, / der dich heraufgeführt hat aus Ägypten. / Tu deinen Mund auf! Ich will ihn füllen.

12 Doch mein Volk hat nicht auf meine Stimme gehört; / Israel hat mich nicht gewollt.

13 Da überließ ich sie ihrem verstockten Herzen / und sie handelten nach ihren eigenen Plänen.

14 Ach dass doch mein Volk auf mich hörte, / dass Israel gehen wollte auf meinen Wegen!

15 Wie bald würde ich seine Feinde beugen, / meine Hand gegen seine Bedränger wenden.

16 Alle, die den Herrn hassen, müssten Israel schmeicheln / und das sollte für immer so bleiben.

17 Ich würde es nähren mit bestem Weizen / und mit Honig aus dem Felsen sättigen.

Psalm 82

Bitte um Gottes Eingreifen als Richter

1 [Ein Psalm Asafs.] Gott steht auf in der Versammlung der Götter, / im Kreis der Götter hält er Gericht.

2 «Wie lange noch wollt ihr ungerecht richten / und die Frevler begünstigen? [Sela]

3 Verschafft Recht den Unterdrückten und Waisen, / verhelft den Gebeugten und Bedürftigen zum Recht!

4 Befreit die Geringen und Armen, / entreißt sie der Hand der Frevler!»

5 Sie aber haben weder Einsicht noch Verstand, / sie tappen dahin im Finstern. / Alle Grundfesten der Erde wanken.

6 Wohl habe ich gesagt: Ihr seid Götter, / ihr alle seid Söhne des Höchsten.

7 Doch nun sollt ihr sterben wie Menschen, / sollt stürzen wie jeder der Fürsten.

8 Erheb dich, Gott, und richte die Erde! / Denn alle Völker werden dein Erbteil sein.

Psalm 83

Eine Bitte um Hilfe gegen Feinde des Volkes

1 [Ein Lied. Ein Psalm Asafs.]

2 Schweig doch nicht, o Gott, bleib nicht still, / o Gott, bleib nicht stumm!

3 Sieh doch, deine Feinde toben; / die dich hassen, erheben das Haupt.

4 Gegen dein Volk ersinnen sie listige Pläne / und halten Rat gegen die, die sich bei dir bergen.

5 Sie sagen: «Wir wollen sie ausrotten als Volk; / an den Namen Israel soll niemand mehr denken.»

6 Ja, sie halten einmütig Rat / und schließen ein Bündnis gegen dich:

7 Edoms Zelte und die Ismaeliter, / Moab und die Hagariter,

8 Gebal, Ammon und Amalek, / das Philisterland und die Bewohner von Tyrus.

9 Zu ihnen gesellt sich auch Assur / und leiht seinen Arm den Söhnen Lots. [Sela]

10 Mach es mit ihnen wie mit Midian und Sisera, / wie mit Jabin am Bach Kischon,

11 die du bei En-Dór vernichtet hast. / Sie wurden zum Dung für die Äcker.

12 Mach ihre Fürsten wie Oreb und Seeb, / wie Sebach und Zalmunna mach all ihre Führer! /

13 Sie sagten: «Wir wollen Gottes Land erobern.»

14 Mein Gott, lass sie dahinwirbeln wie Staub, / wie Spreu vor dem Wind!

15 Wie das Feuer, das ganze Wälder verbrennt, / wie die Flamme, die Berge versengt,

16 so jage sie davon mit deinem Sturm / und schrecke sie mit deinem Wetter!

17 Bedecke mit Schmach ihr Gesicht, / damit sie, Herr, nach deinem Namen fragen.

18 Beschämt sollen sie sein und verstört für immer, / sollen vor Schande zugrunde gehn.

19 Sie sollen erkennen, dass du es bist. Herr ist dein Name. / Du allein bist der Höchste über der ganzen Erde.

Psalm 84

Die Freude am Heiligtum

1 [Für den Chormeister. Nach dem Kelterlied. Ein Psalm der Korachiter.]

2 Wie liebenswert ist deine Wohnung, Herr der Heerscharen! /

3 Meine Seele verzehrt sich in Sehnsucht / nach dem Tempel des Herrn. Mein Herz und mein Leib jauchzen ihm zu, / ihm, dem lebendigen Gott.

4 Auch der Sperling findet ein Haus / und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen - / deine Altäre, Herr der Heerscharen, mein Gott und mein König.

5 Wohl denen, die wohnen in deinem Haus, / die dich allezeit loben. [Sela]

6 Wohl den Menschen, die Kraft finden in dir, / wenn sie sich zur Wallfahrt rüsten.

7 Ziehen sie durch das trostlose Tal, / wird es für sie zum Quellgrund / und Frühregen hüllt es in Segen.

8 Sie schreiten dahin mit wachsender Kraft; / dann schauen sie Gott auf dem Zion.

9 Herr der Heerscharen, höre mein Beten, / vernimm es, Gott Jakobs! [Sela]

10 Gott, sieh her auf unsern Schild, / schau auf das Antlitz deines Gesalbten!

11 Denn ein einziger Tag in den Vorhöfen deines Heiligtums / ist besser als tausend andere.Lieber an der Schwelle stehen im Haus meines Gottes / als wohnen in den Zelten der Frevler.

12 Denn Gott der Herr ist Sonne und Schild. / Er schenkt Gnade und Herrlichkeit; der Herr versagt denen, die rechtschaffen sind, keine Gabe. /

13 Herr der Heerscharen, wohl dem, der dir vertraut!

Psalm 85

Bitte um das verheißene Heil

1 [Für den Chormeister. Ein Psalm der Korachiter.]

2 Einst hast du, Herr, dein Land begnadet / und Jakobs Unglück gewendet,

3 hast deinem Volk die Schuld vergeben, / all seine Sünden zugedeckt, [Sela]

4 hast zurückgezogen deinen ganzen Grimm / und deinen glühenden Zorn gedämpft.

5 Gott, unser Retter, richte uns wieder auf, / lass von deinem Unmut gegen uns ab!

6 Willst du uns ewig zürnen, / soll dein Zorn dauern von Geschlecht zu Geschlecht?

7 Willst du uns nicht wieder beleben, / sodass dein Volk sich an dir freuen kann?

8 Erweise uns, Herr, deine Huld / und gewähre uns dein Heil!

9 Ich will hören, was Gott redet: / Frieden verkündet der Herr seinem Volk und seinen Frommen, / den Menschen mit redlichem Herzen. [Sela]

10 Sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten. / Seine Herrlichkeit wohne in unserm Land.

11 Es begegnen einander Huld und Treue; / Gerechtigkeit und Friede küssen sich.

12 Treue sprosst aus der Erde hervor; / Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder.

13 Auch spendet der Herr dann Segen / und unser Land gibt seinen Ertrag.

14 Gerechtigkeit geht vor ihm her / und Heil folgt der Spur seiner Schritte.

Psalm 86

Der Hilferuf eines Armen zu Gott

1 [Ein Gebet Davids.] Wende dein Ohr mir zu, erhöre mich, Herr! / Denn ich bin arm und gebeugt.

2 Beschütze mich, denn ich bin dir ergeben! / Hilf deinem Knecht, der dir vertraut!

3 Du bist mein Gott. Sei mir gnädig, o Herr! / Den ganzen Tag rufe ich zu dir.

4 Herr, erfreue deinen Knecht; / denn ich erhebe meine Seele zu dir.

5 Herr, du bist gütig und bereit zu verzeihen, / für alle, die zu dir rufen, reich an Gnade.

6 Herr, vernimm mein Beten, / achte auf mein lautes Flehen!

7 Am Tag meiner Not rufe ich zu dir; / denn du wirst mich erhören.

8 Herr, unter den Göttern ist keiner wie du / und nichts gleicht den Werken, die du geschaffen hast.

9 Alle Völker kommen und beten dich an, / sie geben, Herr, deinem Namen die Ehre.

10 Denn du bist groß und tust Wunder; / du allein bist Gott.

11 Weise mir, Herr, deinen Weg; / ich will ihn gehen in Treue zu dir. Richte mein Herz darauf hin, / allein deinen Namen zu fürchten!

12 Ich will dir danken, Herr, mein Gott, / aus ganzem Herzen, / will deinen Namen ehren immer und ewig.

13 Du hast mich den Tiefen des Totenreichs entrissen. / Denn groß ist über mir deine Huld.

14 Gott, freche Menschen haben sich gegen mich erhoben, / die Rotte der Gewalttäter trachtet mir nach dem Leben; / doch dich haben sie nicht vor Augen.

15 Du aber, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, / du bist langmütig, reich an Huld und Treue.

16 Wende dich mir zu und sei mir gnädig, / gib deinem Knecht wieder Kraft / und hilf dem Sohn deiner Magd!

17 Tu ein Zeichen und schenke mir Glück! / Alle, die mich hassen, sollen es sehen und sich schämen, / weil du, Herr, mich gerettet und getröstet hast.

Psalm 87

Ein Loblied auf Zion, die Mutter aller Völker

1 [Ein Psalm der Korachiter. Ein Lied.]

2 Der Herr liebt (Zion), seine Gründung auf heiligen Bergen; / mehr als all seine Stätten in Jakob liebt er die Tore Zions.

3 Herrliches sagt man von dir, / du Stadt unseres Gottes. [Sela]

4 Leute aus Ägypten und Babel / zähle ich zu denen, die mich kennen; auch von Leuten aus dem Philisterland, / aus Tyrus und Kusch / sagt man: Er ist dort geboren.

5 Doch von Zion wird man sagen: / Jeder ist dort geboren. / Er, der Höchste, hat Zion gegründet.

6 Der Herr schreibt, wenn er die Völker verzeichnet: / Er ist dort geboren. [Sela]

7 Und sie werden beim Reigentanz singen: / All meine Quellen entspringen in dir.

Psalm 88

Die Klage eines Kranken und Einsamen

1 [Ein Lied. Ein Psalm der Korachiter. Für den Chormeister. Nach der Weise «Krankheit» zu singen. Ein Weisheitslied Hemans, des Esrachiters.]

2 Herr, du Gott meines Heils, / zu dir schreie ich am Tag und bei Nacht.

3 Lass mein Gebet zu dir dringen, / wende dein Ohr meinem Flehen zu!

4 Denn meine Seele ist gesättigt mit Leid, / mein Leben ist dem Totenreich nahe.

5 Schon zähle ich zu denen, die hinabsinken ins Grab, / bin wie ein Mann, dem alle Kraft genommen ist.

6 Ich bin zu den Toten hinweggerafft / wie Erschlagene, die im Grabe ruhen; an sie denkst du nicht mehr, / denn sie sind deiner Hand entzogen.

7 Du hast mich ins tiefste Grab gebracht, / tief hinab in finstere Nacht.

8 Schwer lastet dein Grimm auf mir, / all deine Wogen stürzen über mir zusammen. [Sela]

9 Die Freunde hast du mir entfremdet, / mich ihrem Abscheu ausgesetzt; / ich bin gefangen und kann nicht heraus.

10 Mein Auge wird trübe vor Elend. / Jeden Tag, Herr, ruf ich zu dir; / ich strecke nach dir meine Hände aus.

11 Wirst du an den Toten Wunder tun, / werden Schatten aufstehn, um dich zu preisen? [Sela]

12 Erzählt man im Grab von deiner Huld, / von deiner Treue im Totenreich?

13 Werden deine Wunder in der Finsternis bekannt, / deine Gerechtigkeit im Land des Vergessens?

14 Herr, darum schreie ich zu dir, / früh am Morgen tritt mein Gebet vor dich hin.

15 Warum, o Herr, verwirfst du mich, / warum verbirgst du dein Gesicht vor mir?

16 Gebeugt bin ich und todkrank von früher Jugend an, / deine Schrecken lasten auf mir und ich bin zerquält.

17 Über mich fuhr die Glut deines Zorns dahin, / deine Schrecken vernichten mich.

18 Sie umfluten mich allzeit wie Wasser / und dringen auf mich ein von allen Seiten.

19 Du hast mir die Freunde und Gefährten entfremdet; / mein Vertrauter ist nur noch die Finsternis.

Psalm 89

Das Klagelied über die Verwerfung des Hauses David

1 [Ein Weisheitslied Etans, des Esrachiters.]

2 Von den Taten deiner Huld, Herr, will ich ewig singen, / bis zum fernsten Geschlecht laut deine Treue verkünden.

3 Denn ich bekenne: Deine Huld besteht für immer und ewig; / deine Treue steht fest im Himmel.

4 Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Erwählten / und David, meinem Knecht, geschworen:

5 Deinem Haus gebe ich auf ewig Bestand / und von Geschlecht zu Geschlecht richte ich deinen Thron auf. [Sela]

6 Die Himmel preisen, Herr, deine Wunder / und die Gemeinde der Heiligen deine Treue.

7 Denn wer über den Wolken ist wie der Herr, / wer von den Göttern ist dem Herrn gleich?

8 Gewaltig ist Gott im Rat der Heiligen, / für alle rings um ihn her ist er groß und furchtbar.

9 Herr, Gott der Heerscharen, wer ist wie du? / Mächtig bist du, Herr, und von Treue umgeben.

10 Du beherrschst die Empörung des Meeres; / wenn seine Wogen toben - du glättest sie.

11 Rahab hast du durchbohrt und zertreten, / deine Feinde zerstreut mit starkem Arm.

12 Dein ist der Himmel, dein auch die Erde; / den Erdkreis und was ihn erfüllt hast du gegründet.

13 Nord und Süd hast du geschaffen, / Tabor und Hermon jauchzen bei deinem Namen.

14 Dein Arm ist voll Kraft, / deine Hand ist stark, deine Rechte hoch erhoben.

15 Recht und Gerechtigkeit sind die Stützen deines Thrones, / Huld und Treue schreiten vor deinem Antlitz her.

16 Wohl dem Volk, das dich als König zu feiern weiß! / Herr, sie gehen im Licht deines Angesichts.

17 Sie freuen sich über deinen Namen zu jeder Zeit, / über deine Gerechtigkeit jubeln sie.

18 Denn du bist ihre Schönheit und Stärke, / du erhöhst unsre Kraft in deiner Güte.

19 Ja, unser Schild gehört dem Herrn, / unser König dem heiligen Gott Israels.

20 Einst hast du in einer Vision zu deinen Frommen gesprochen: / «Einen Helden habe ich zum König gekrönt, / einen jungen Mann aus dem Volk erhöht.

21 Ich habe David, meinen Knecht, gefunden / und ihn mit meinem heiligen Öl gesalbt.

22 Beständig wird meine Hand ihn halten / und mein Arm ihn stärken.

23 Kein Feind soll ihn täuschen, / kein ruchloser Mensch kann ihn bezwingen.

24 Vor ihm will ich die Feinde zerschmettern / und alle, die ihn hassen, schlage ich nieder.

25 Meine Treue und meine Huld begleiten ihn / und in meinem Namen erhebt er sein Haupt.

26 Ich lege seine Hand auf das Meer, / über die Ströme herrscht seine Rechte.

27 Er wird zu mir rufen: Mein Vater bist du, / mein Gott, der Fels meines Heiles.

28 Ich mache ihn zum erstgeborenen Sohn, / zum Höchsten unter den Herrschern der Erde.

29 Auf ewig werde ich ihm meine Huld bewahren, / mein Bund mit ihm bleibt allzeit bestehen.

30 Sein Geschlecht lasse ich dauern für immer / und seinen Thron, solange der Himmel währt.

31 Wenn seine Söhne meine Weisung verlassen, / nicht mehr leben nach meiner Ordnung,

32 wenn sie meine Gesetze entweihen, / meine Gebote nicht mehr halten,

33 dann werde ich ihr Vergehen mit der Rute strafen / und ihre Sünde mit Schlägen.

34 Doch ich entziehe ihm nicht meine Huld, / breche ihm nicht die Treue.

35 Meinen Bund werde ich nicht entweihen; / was meine Lippen gesprochen haben, / will ich nicht ändern.

36 Eines hab ich geschworen, so wahr ich heilig bin, / und niemals werde ich David belügen:

37 Sein Geschlecht soll bleiben auf ewig, / sein Thron habe Bestand vor mir wie die Sonne;

38 er soll ewig bestehen wie der Mond, / der verlässliche Zeuge über den Wolken. [Sela]

39 Nun aber hast du deinen Gesalbten verstoßen, / ihn verworfen und mit Zorn überschüttet,

40 hast den Bund mit deinem Knecht zerbrochen, / zu Boden getreten seine Krone.

41 Eingerissen hast du all seine Mauern,/ in Trümmer gelegt seine Burgen.

42 Alle, die des Weges kommen, plündern ihn aus, / er wird zum Gespött seiner Nachbarn.

43 Du hast die Hand seiner Bedränger hoch erhoben, / hast all seine Feinde erfreut.

44 Du hast die Spitze seines Schwertes umgekehrt, / hast im Kampf ihm den Sieg verweigert.

45 Du hast ein Ende gemacht seinem Glanz / und seinen Thron zu Boden geworfen.

46 Du hast ihm die Tage der Jugend verkürzt / und ihn bedeckt mit Schande. [Sela]

47 Wie lange noch, Herr? Verbirgst du dich ewig? / Soll dein Zorn wie Feuer brennen?

48 Bedenke, Herr: Was ist unser Leben, / wie vergänglich hast du alle Menschen erschaffen!

49 Wo ist der Mann, der ewig lebt und den Tod nicht schaut, / der sich retten kann vor dem Zugriff der Unterwelt? [Sela]

50 Herr, wo sind die Taten deiner Huld geblieben, / die du David in deiner Treue geschworen hast?

51 Herr, denk an die Schmach deines Knechtes! / Im Herzen brennt mir der Hohn der Völker,

52 mit dem deine Feinde mich schmähen, Herr, / und die Schritte deines Gesalbten verhöhnen.

53 Gepriesen sei der Herr in Ewigkeit. / Amen, ja amen.

Psalm 90

Der ewige Gott - der vergängliche Mensch

1 [Ein Gebet des Mose, des Mannes Gottes.]Herr, du warst unsere Zuflucht / von Geschlecht zu Geschlecht.

2 Ehe die Berge geboren wurden, / die Erde entstand und das Weltall, / bist du, o Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

3 Du lässt die Menschen zurückkehren zum Staub / und sprichst: «Kommt wieder, ihr Menschen!»

4 Denn tausend Jahre sind für dich / wie der Tag, der gestern vergangen ist, / wie eine Wache in der Nacht.

5 Von Jahr zu Jahr säst du die Menschen aus; / sie gleichen dem sprossenden Gras.

6 Am Morgen grünt es und blüht, / am Abend wird es geschnitten und welkt.

7 Denn wir vergehen durch deinen Zorn, / werden vernichtet durch deinen Grimm.

8 Du hast unsre Sünden vor dich hingestellt, / unsere geheime Schuld in das Licht deines Angesichts.

9 Denn all unsre Tage gehn hin unter deinem Zorn, / wir beenden unsere Jahre wie einen Seufzer.

10 Unser Leben währt siebzig Jahre, / und wenn es hoch kommt, sind es achtzig. Das Beste daran ist nur Mühsal und Beschwer, / rasch geht es vorbei, wir fliegen dahin.

11 Wer kennt die Gewalt deines Zornes / und fürchtet sich vor deinem Grimm?

12 Unsre Tage zu zählen, lehre uns! / Dann gewinnen wir ein weises Herz.

13 Herr, wende dich uns doch endlich zu! / Hab Mitleid mit deinen Knechten!

14 Sättige uns am Morgen mit deiner Huld! / Dann wollen wir jubeln und uns freuen all unsre Tage.

15 Erfreue uns so viele Tage, wie du uns gebeugt hast, / so viele Jahre, wie wir Unglück erlitten.

16 Zeig deinen Knechten deine Taten / und ihren Kindern deine erhabene Macht!

17 Es komme über uns die Güte des Herrn, unsres Gottes. Lass das Werk unsrer Hände gedeihen, ja, lass gedeihen das Werk unsrer Hände!

Psalm 91

Unter dem Schutz des Höchsten

1 Wer im Schutz des Höchsten wohnt / und ruht im Schatten des Allmächtigen,

2 der sagt zum Herrn: Du bist für mich Zuflucht und Burg, / mein Gott, dem ich vertraue.

3 Er rettet dich aus der Schlinge des Jägers / und aus allem Verderben.

4 Er beschirmt dich mit seinen Flügeln, / unter seinen Schwingen findest du Zuflucht, / Schild und Schutz ist dir seine Treue.

5 Du brauchst dich vor dem Schrecken der Nacht nicht zu fürchten, / noch vor dem Pfeil, der am Tag dahinfliegt,

6 nicht vor der Pest, die im Finstern schleicht, / vor der Seuche, die wütet am Mittag.

7 Fallen auch tausend zu deiner Seite, / dir zur Rechten zehnmal tausend, / so wird es doch dich nicht treffen.

8 Ja, du wirst es sehen mit eigenen Augen, / wirst zuschauen, wie den Frevlern vergolten wird.

9 Denn der Herr ist deine Zuflucht, / du hast dir den Höchsten als Schutz erwählt.

10 Dir begegnet kein Unheil, / kein Unglück naht deinem Zelt.

11 Denn er befiehlt seinen Engeln, / dich zu behüten auf all deinen Wegen.

12 Sie tragen dich auf ihren Händen, / damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt;

13 du schreitest über Löwen und Nattern, / trittst auf Löwen und Drachen.

14 Weil er an mir hängt, will ich ihn retten; / ich will ihn schützen, denn er kennt meinen Namen.

15 Wenn er mich anruft, dann will ich ihn erhören. / Ich bin bei ihm in der Not, / befreie ihn und bringe ihn zu Ehren.

16 Ich sättige ihn mit langem Leben / und lasse ihn schauen mein Heil.

Psalm 92

Ein Loblied auf die Treue Gottes

1 [Ein Psalm. Ein Lied für den Sabbattag.]

2 Wie schön ist es, dem Herrn zu danken, / deinem Namen, du Höchster, zu singen,

3 am Morgen deine Huld zu verkünden / und in den Nächten deine Treue

4 zur zehnsaitigen Laute, zur Harfe, / zum Klang der Zither.

5 Denn du hast mich durch deine Taten froh gemacht; / Herr, ich will jubeln über die Werke deiner Hände.

6 Wie groß sind deine Werke, o Herr, / wie tief deine Gedanken!

7 Ein Mensch ohne Einsicht erkennt das nicht, / ein Tor kann es nicht verstehen.

8 Wenn auch die Frevler gedeihen / und alle, die Unrecht tun, wachsen, / so nur, damit du sie für immer vernichtest.

9 Herr, du bist der Höchste, / du bleibst auf ewig.

10 Doch deine Feinde, Herr, wahrhaftig, deine Feinde vergehen; / auseinander getrieben werden alle, die Unrecht tun.

11 Du machtest mich stark wie einen Stier, / du salbtest mich mit frischem Öl.

12 Mein Auge blickt herab auf meine Verfolger, / auf alle, die sich gegen mich erheben; / mein Ohr hört vom Geschick der Bösen.

13 Der Gerechte gedeiht wie die Palme, / er wächst wie die Zedern des Libanon.

14 Gepflanzt im Haus des Herrn, / gedeihen sie in den Vorhöfen unseres Gottes.

15 Sie tragen Frucht noch im Alter / und bleiben voll Saft und Frische;

16 sie verkünden: Gerecht ist der Herr; / mein Fels ist er, an ihm ist kein Unrecht.

Psalm 93

Das Königtum Gottes

1 Der Herr ist König, bekleidet mit Hoheit; / der Herr hat sich bekleidet und mit Macht umgürtet. Der Erdkreis ist fest gegründet, / nie wird er wanken.

2 Dein Thron steht fest von Anbeginn, / du bist seit Ewigkeit.

3 Fluten erheben sich, Herr, / Fluten erheben ihr Brausen, / Fluten erheben ihr Tosen.

4 Gewaltiger als das Tosen vieler Wasser, / gewaltiger als die Brandung des Meeres / ist der Herr in der Höhe.

5 Deine Gesetze sind fest und verlässlich; / Herr, deinem Haus gebührt Heiligkeit / für alle Zeiten.

Psalm 94

Gott der Anwalt der Gerechten

1 Gott der Vergeltung, o Herr, / du Gott der Vergeltung, erscheine!

2 Erhebe dich, Richter der Erde, / vergilt den Stolzen ihr Tun!

3 Wie lange noch dürfen die Frevler, o Herr, / wie lange noch dürfen die Frevler frohlocken?

4 Sie führen freche Reden, / alle, die Unrecht tun, brüsten sich.

5 Herr, sie zertreten dein Volk, / sie unterdrücken dein Erbteil.

6 Sie bringen die Witwen und Waisen um / und morden die Fremden.

7 Sie denken: Der Herr sieht es ja nicht, / der Gott Jakobs merkt es nicht.

8 Begreift doch, ihr Toren im Volk! / Ihr Unvernünftigen, wann werdet ihr klug?

9 Sollte der nicht hören, der das Ohr gepflanzt hat, / sollte der nicht sehen, der das Auge geformt hat?

10 Sollte der nicht strafen, der die Völker erzieht, / er, der die Menschen Erkenntnis lehrt?

11 Der Herr kennt die Gedanken der Menschen: / Sie sind nichts als ein Hauch.

12 Wohl dem Mann, den du, Herr, erziehst, / den du mit deiner Weisung belehrst.

13 Du bewahrst ihn vor bösen Tagen, / bis man dem Frevler die Grube gräbt.

14 Ja, der Herr wird sein Volk nicht verstoßen / und niemals sein Erbe verlassen.

15 Nun spricht man wieder Recht nach Gerechtigkeit; / ihr folgen alle Menschen mit redlichem Herzen.

16 Wer wird sich für mich gegen die Frevler erheben, / wer steht für mich ein gegen den, der Unrecht tut?

17 Wäre nicht der Herr meine Hilfe, / bald würde ich im Land des Schweigens wohnen.

18 Wenn ich sage: «Mein Fuß gleitet aus», / dann stützt mich, Herr, deine Huld.

19 Mehren sich die Sorgen des Herzens, / so erquickt dein Trost meine Seele.

20 Kann sich mit dir der bestechliche Richter verbünden, / der willkürlich straft, gegen das Gesetz?

21 Sie wollen das Leben des Gerechten vernichten / und verurteilen schuldlose Menschen.

22 Doch meine Burg ist der Herr, / mein Gott ist der Fels meiner Zuflucht.

23 Er wird ihnen ihr Unrecht vergelten / und sie wegen ihrer Bosheit vernichten; / vernichten wird sie der Herr, unser Gott.

Psalm 95

Aufruf zur Treue gegen Gott

1 Kommt, lasst uns jubeln vor dem Herrn / und zujauchzen dem Fels unsres Heiles!

2 Lasst uns mit Lob seinem Angesicht nahen, / vor ihm jauchzen mit Liedern!

3 Denn der Herr ist ein großer Gott, / ein großer König über allen Göttern.

4 In seiner Hand sind die Tiefen der Erde, / sein sind die Gipfel der Berge.

5 Sein ist das Meer, das er gemacht hat, / das trockene Land, das seine Hände gebildet.

6 Kommt, lasst uns niederfallen, uns vor ihm verneigen, / lasst uns niederknien vor dem Herrn, unserm Schöpfer!

7 Denn er ist unser Gott, / wir sind das Volk seiner Weide, / die Herde, von seiner Hand geführt. Ach, würdet ihr doch heute auf seine Stimme hören! /

8 Verhärtet euer Herz nicht wie in Meríba, / wie in der Wüste am Tag von Massa!

9 Dort haben eure Väter mich versucht, / sie haben mich auf die Probe gestellt und hatten doch mein Tun gesehen.

10 Vierzig Jahre war mir dies Geschlecht zuwider / und ich sagte: Sie sind ein Volk, dessen Herz in die Irre geht; / denn meine Wege kennen sie nicht.

11 Darum habe ich in meinem Zorn geschworen: / Sie sollen nicht kommen in das Land meiner Ruhe.

Psalm 96

Der Herr, König und Richter aller Welt

1 Singt dem Herrn ein neues Lied, / singt dem Herrn, alle Länder der Erde!

2 Singt dem Herrn und preist seinen Namen, / verkündet sein Heil von Tag zu Tag!

3 Erzählt bei den Völkern von seiner Herrlichkeit, / bei allen Nationen von seinen Wundern!

4 Denn groß ist der Herr und hoch zu preisen, / mehr zu fürchten als alle Götter.

5 Alle Götter der Heiden sind nichtig, / der Herr aber hat den Himmel geschaffen.

6 Hoheit und Pracht sind vor seinem Angesicht, / Macht und Glanz in seinem Heiligtum.

7 Bringt dar dem Herrn, ihr Stämme der Völker, / bringt dar dem Herrn Lob und Ehre!

8 Bringt dar dem Herrn die Ehre seines Namens, / spendet Opfergaben und tretet ein in sein Heiligtum!

9 In heiligem Schmuck werft euch nieder vor dem Herrn, / erbebt vor ihm, alle Länder der Erde!

10 Verkündet bei den Völkern: / Der Herr ist König. Den Erdkreis hat er gegründet, sodass er nicht wankt. / Er richtet die Nationen so, wie es recht ist.

11 Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke, / es brause das Meer und alles, was es erfüllt.

12 Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst. / Jubeln sollen alle Bäume des Waldes

13 vor dem Herrn, wenn er kommt, / wenn er kommt, um die Erde zu richten. Er richtet den Erdkreis gerecht / und die Nationen nach seiner Treue.

Psalm 97

Aufruf zur Freude über den Herrscher der Welt

1 Der Herr ist König. Die Erde frohlocke. / Freuen sollen sich die vielen Inseln.

2 Rings um ihn her sind Wolken und Dunkel, / Gerechtigkeit und Recht sind die Stützen seines Throns.

3 Verzehrendes Feuer läuft vor ihm her / und frisst seine Gegner ringsum.

4 Seine Blitze erhellen den Erdkreis; / die Erde sieht es und bebt.

5 Berge schmelzen wie Wachs vor dem Herrn, / vor dem Antlitz des Herrschers aller Welt.

6 Seine Gerechtigkeit verkünden die Himmel, / seine Herrlichkeit schauen alle Völker.

7 Alle, die Bildern dienen, werden zuschanden, / alle, die sich der Götzen rühmen. / Vor ihm werfen sich alle Götter nieder.

8 Zion hört es und freut sich, / Judas Töchter jubeln, Herr, über deine Gerichte.

9 Denn du, Herr, bist der Höchste über der ganzen Erde, / hoch erhaben über alle Götter.

10 Ihr, die ihr den Herrn liebt, hasst das Böse! / Er behütet das Leben seiner Frommen, / er entreißt sie der Hand der Frevler.

11 Ein Licht erstrahlt den Gerechten / und Freude den Menschen mit redlichem Herzen.

12 Ihr Gerechten, freut euch am Herrn / und lobt seinen heiligen Namen!

Psalm 98

Ein neues Lied auf den Richter und Retter

1 [Ein Psalm.] Singt dem Herrn ein neues Lied; / denn er hat wunderbare Taten vollbracht. Er hat mit seiner Rechten geholfen / und mit seinem heiligen Arm.

2 Der Herr hat sein Heil bekannt gemacht / und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker.

3 Er dachte an seine Huld / und an seine Treue zum Hause Israel. Alle Enden der Erde / sahen das Heil unsres Gottes.

4 Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der Erde,/ freut euch, jubelt und singt!

5 Spielt dem Herrn auf der Harfe, / auf der Harfe zu lautem Gesang!

6 Zum Schall der Trompeten und Hörner / jauchzt vor dem Herrn, dem König!

7 Es brause das Meer und alles, was es erfüllt, / der Erdkreis und seine Bewohner.

8 In die Hände klatschen sollen die Ströme, / die Berge sollen jubeln im Chor

9 vor dem Herrn, wenn er kommt, / um die Erde zu richten. Er richtet den Erdkreis gerecht, / die Nationen so, wie es recht ist.

Psalm 99

Der heilige Gott auf dem Zion

1 Der Herr ist König: Es zittern die Völker. / Er thront auf den Kerubim: Es wankt die Erde.

2 Groß ist der Herr auf Zion, / über alle Völker erhaben.

3 Preisen sollen sie deinen großen, majestätischen Namen. / Denn er ist heilig.

4 Stark ist der König, er liebt das Recht. / Du hast die Weltordnung fest begründet, / hast Recht und Gerechtigkeit in Jakob geschaffen.

5 Rühmt den Herrn, unseren Gott; / werft euch am Schemel seiner Füße nieder! / Denn er ist heilig.

6 Mose und Aaron sind unter seinen Priestern, / Samuel unter denen, die seinen Namen anrufen; / sie riefen zum Herrn und er hat sie erhört.

7 Aus der Wolkensäule sprach er zu ihnen; / seine Gebote hielten sie, / die Satzung, die er ihnen gab.

8 Herr, unser Gott, du hast sie erhört; / du warst ihnen ein verzeihender Gott, / aber du hast ihre Frevel vergolten.

9 Rühmt den Herrn, unsern Gott, / werft euch nieder an seinem heiligen Berge! / Denn heilig ist der Herr, unser Gott.

Psalm 100

Lobgesang des Volkes beim Einzug ins Heiligtum

1 [Ein Psalm zum Dankopfer.] Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der Erde! /

2 Dient dem Herrn mit Freude! / Kommt vor sein Antlitz mit Jubel!

3 Erkennt: Der Herr allein ist Gott. / Er hat uns geschaffen, wir sind sein Eigentum, / sein Volk und die Herde seiner Weide.

4 Tretet mit Dank durch seine Tore ein! / Kommt mit Lobgesang in die Vorhöfe seines Tempels! / Dankt ihm, preist seinen Namen!

5 Denn der Herr ist gütig, / ewig währt seine Huld, / von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue.

 

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