Teresa von Avila

 

 

 

 

 

Gebete der Hl. Teresa von Avila

1515 bis 1582

 

 

 

 

 

Gepriesen seist du, Herr, dass du mich so unfähig und nutzlos gemacht hast. Aber noch mehr preise ich dich, dass du so viele berufen hast, damit sie uns aufrütteln. Wir sollten häufig beten für jene, die uns Licht bringen. Was wären wir ohne sie in diesen stürmischen Zeiten, wie sie die Kirche gerade durchlebt? Hat es unter ihnen auch schlechte gegeben, so leuchten die guten doch um so mehr hervor. Der Herr möge sie an der Hand nehmen und ihnen helfen, dass sie uns helfen.


O Herr meiner Seele, hätte ich doch Worte, um zu beschreiben, was du denen gibst, die sich dir anvertrauen, und was jene verlieren, die diese Gnade erlangen und trotzdem nicht von sich selber lassen. Lass das, o Herr, niemals mit mir geschehen! Tust du mir doch viel mehr, da du Wohnung nimmst in einer so elenden Herberge wie meiner. Sei gepriesen in Ewigkeit.


Herr meiner Seele! Als Du noch in dieser Welt wandeltest, hast Du den Frauen immer deine besondere Zuneigung bewiesen. Fandest Du doch in ihnen nicht weniger Liebe und Glauben als bei den Männern. Auch befand sich ja unter ihnen deine Heilige Mutter, deren Verdienste uns zukommen und deren Habe wir tragen. Die Welt irrt, wenn sie von uns verlangt, dass wir nicht öffentlich für Dich wirken dürfen, noch Wahrheiten aussprechen, um derentwillen wir im Geheimen weinen, und dass Du, Herr, unsere gerechten Bitten nicht erhören würdest. Ich glaube das nicht, Herr, denn ich kenne deine Güte und Gerechtigkeit, der Du kein Richter bist wie die Richter dieser Welt, die Kinder Adams; kurz, nichts als Männer, die meinen, jede gute Fähigkeit bei einer Frau verdächtigen zu müssen.


Aber es wird der Tag kommen, mein König, wo dieses alles bekannt wird. Ich spreche hier nicht für mich selbst, denn die Welt kennt meine Schwachheit, und das ist mir lieb. Aber ich werfe unserer Zeit vor, dass sie starke und zu allem Guten begabte Geister zurückstößt, nur weil es sich um Frauen handelt.


Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken. Alles geht vorüber. Gott allein bleibt derselbe. Alles erreicht der Geduldige, und wer Gott hat, der hat alles. Gott allein genügt.

 

Heilige Theresia, du seraphische Jungfrau, du geliebte Braut des Gekreuzigten, du glühtest auf Erden in inniger Liebe zu deinem und meinem Gott. Jetzt im Himmel ist dieses Feuer noch reiner und heißer geworden. Dein Wunsch war es stets, ihn von allen Menschen geliebt zu sehen. Ich bitte dich, erwirke auch mir einen Funken dieses heiligen Feuers, daß ich auf die Welt, die Geschöpfe und mich selbst vergesse, daß all mein Denken, Wünschen und Begehren stets darauf gerichtet ist, in Freud und Leid den Willen des höchsten Gutes zu tun. Denn er verdient es, daß wir uns bedingungslos ihm unterwefen und ihn lieben. Du vermagst so viel bei Gott; darum erbitte mir diese Gnade! Gib, daß ich ganz erglühe, wie du, in göttlicher Liebe! Amen. (Hl. Alfons M. von Liguori)


300 Tage Ablaß (Vollkommener Ablaß unter den gewöhnl. Bedingungen, wenn man das Gebet in frommer Gesinnung einen ganzen Monat lang jeden Tag betet, (Ablaßkongr. 22. April 1898; Pönit. 12. Februar 1934)

Deine Liebe zwingt mich

Herr, nichts kann mich zwingen, Dich zu lieben, nicht die Freuden des Himmels, die Du versprochen hast, noch zwingt mich die Angst vor dem Ort der Qualen, den Weg der Sünde zu meiden. Du selber zwingst mich, Herr, mich zwingt Dein bitteres Leiden im Kreuze, an dem Du zum Hohn der Welt gehangen. Mich zwingt Dein wunder Leib, die Dornenkrone Deines Hauptes; mich zwingen Deine Schmach und Dein Verscheiden. Deine Liebe ist es, die das Herz der Treuen zwingt; auch ohne Himmel steht es offen für Deine Liebe und ohne Hölle, Herr. Ja, es gibt nicht: nicht Lohn, nicht Strafe, was mich zur Liebe zwingt, als Deine Liebe allein. Denn, wenn ich auch nicht erhalte, was ich hoffe — meine Liebe zu Dir bleibt immer gleich. (Hl. Theresia von Avila)



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